Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - V057
DOI: 10.1055/s-0032-1301462

Kortikospinales System und Schlaf: Was den REM-Schlaf motorisch bestimmt

F Salih 1
  • 1Klinik für Neurologie, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin

Die Organisation des kortikospinalen Systems im Schlaf ist in den letzten Jahren mittels unterschiedlicher neurophysiologischer Methoden untersucht worden. Dieser Beitrag beleuchtet die Ergebnisse, die dabei spezifisch für den REM-Schlaf ermittelt wurden. Mit unterschiedlichen Paradigmen der transkraniellen Magnetstimulation (TMS) konnte eine Inhibition der gesamten kortiko-spinalen Exitabilität im Schlaf nachgewiesen werden. Dabei sind die Veränderungen im REM-Schlaf ausgeprägter ist als im Tiefschlaf (N3). Innerhalb des motorischen Kortex zeigen Ergebnisse der TMS-Doppelreiztechnik, dass jene Netzwerke, die zu einer Fazilitierung kortiko-spinaler Fasern führen, im REM-Schlaf inhibiert sind. Für den peripheren Abschnitt des kortikospinalen Systems ergaben F-Wellen-Studien eine schlafassoziierte Inhibition spinaler Motoneurone, die im REM-Schlaf am ausgeprägtesten ist. Verglichen mit dem NREM-Schlaf scheint die REM-assoziierte Inhibition im Trend mehr Subpopulationen spinaler Motoneurone zu betreffen als im NREM-Schlaf. Vorläufige Ergebnisse zu F-Wellen-Studien während kataplektischer Anfälle bei Narkolepsie-Patienten zeigen einen kompletten Ausfall der Rekrutierbarkeit spinaler Motoneurone. Sollten sich diese Daten konsolidieren, wäre eine komplette Hemmung phasischer REM-Komponenten auf das kortikospinale System während kataplektischer Anfälle anzunehmen. Die Ergebnisse neurophysiologischer Studien zur Organisation des kortiko-spinalen Systems bilden zunehmend die Grundlage für Studien, die unser pathophysiologisches Verständnis schlafassoziierter motorischer Störungen vertiefen.