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DOI: 10.1055/s-0032-1301438
Pathologisches Glücksspiel: Korrelate in Hirnstruktur und -funktion
Pathologisches Spielen wird als Impulskontrollstörung klassifiziert. Aufgrund der klinischen Ähnlichkeiten–wie Kontrollverlust, Entzugssymptome und Vernachlässigung anderer Lebensbereiche–wird pathologisches Spielen auch in seiner Nähe zu Suchterkrankungen diskutiert. Die neurobiologische Forschung zu Abhängigkeiten konzentriert sich dabei z.B. auf die Reagibilität des Gehirns auf primäre und sekundäre Verstärker. Insbesondere mit der verstärkungs-abhängigen Handlungssteuerung wird das mesolimbische Netzwerk im Gehirn in Verbindung gebracht, sowohl bei Abhängigkeiten (vgl. Hommer et al., 2011) als auch bei pathologischem Glücksspiel (vgl. vanHolst et al., 2010). Bisher fehlen Studien, die gemeinsame und distinkte Pathomechanismen miteinander in Zusammenhang bringen. Studien unserer Arbeitsgruppe untersuchten daher die Verarbeitung von monetären Gewinnen und Verlusten bei pathologischem Glücksspiel im Vergleich zu Alkoholpatienten und Gesunden mittels fMRT. Analysen ergaben, dass sich die Gruppen vorallem hinsichtlich der Verarbeitung von Verlusten unterschieden. So zeigten die pathologischen Spieler höhere Aktivierungen im ventralen Striatum als Alkoholpatienten. Auch die gesonderte Betrachtung hirnstruktureller Veränderungen zeigte Auffälligkeiten im mesolimbischen Belohnungssystem: so wiesen die Personen mit pathologischen Glücksspiel gegenüber Gesunden ein höheres lokales Volumen im ventralen Striatum sowie im ventro-lateralen Präfrontalkortex auf. Die hirnfunktionellen und –strukturellen Veränderungen bei pathologischem Glücksspiel deuten auf neuronale Pathomechanismen ähnlich denen bei substanz-gebundenen Süchten hin. Gleichzeitig scheint die Verarbeitung von Verlusten einen relevanten Stellenwert einzunehmen, was sich klinisch mit der Sensitivität gegenüber Spielverlusten („Jagd nach Verlusten vom Vortag“) deckt. Unklar ist, inwiefern bei neurobiologischen Veränderungen von prädisponierenden oder krankheitsinhärenten Merkmalen auszugehen ist.