Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - V015
DOI: 10.1055/s-0032-1301432

Klinische und elektrophysiologische Prädiktoren des Outcomes nach Schlaganfall

H Woldag 1
  • 1Neurologisches Rehabilitationszentrum Leipzig, Universität Leipzig, Bennewitz

Der Schlaganfall hat als Volkskrankheit und eine der am meisten behindernden Erkrankungen eine enorme gesundheitspolitische Bedeutung erlangt. Durch effiziente Akuttherapie und anschließende Rehabilitation können erhebliche funktionelle Verbesserungen erzielt werden. Die knapper werdenden Ressourcen zwingen jedoch zu deren rationellen und rationalen Einsatz. Eine gute Vorhersagbarkeit des Outcomes ist daher von großer Bedeutung für das Patientenmanagement. Es existiert eine nahezu unüberschaubare Literatur zu diesem Thema, wobei die Studien jedoch z.T. erhebliche methodische Mängel aufweisen. Als bisher gesicherte Prädiktoren können der initiale neurologische Status, Alter, Lähmungsgrad (Arm), Harninkontinenz, primäre Bewußtlosigkeit, verminderte Rumpfkontrolle, vorangegangener Schlaganfall, Grad der Selbständigkeit, Neglect und ein früher Rehabilitationsbeginn gelten. Ein wesentlicher Unsicherheitsfaktor in der Prognoseeinschätzung sind interindividuelle Bewertungsunterschiede. Evozierte Potentiale (EP) stellen eine objektive Methode zur Untersuchung der Integrität und Funktionsfähigkeit neuronaler Bahnsysteme dar. Es wurde daher eine Vielzahl von Untersuchungen zur Korrelation somatosensorischer EP (SEP) und motorischer EP (MEP) in der Frühphase des Schlaganfalles mit dem funktionellen Outcome durchgeführt. SEP und MEP zeigen eine hohe Korrelation zwischen vorhandenen bis normalen Reizantworten und gutem Outcome, jedoch eine schwache Korrelation bei fehlenden Reizantworten. In Kombination mit klinischen Parametern können sie die Vorhersagbarkeit des funktionellen Outcomes deutlich verbessern und annähernd 80% der Varianz des Barthel-Index erklären. Neuere Untersuchungen zeigen, dass auch der Effekt von transkraniellen magnetischen theta-burst Stimulationen auf die motorkortikale Exzitabilität einen hohen prädiktiven Wert für die funktionelle Erholung haben.