Die Tiefe Hirnstimulation hat sich vor allem seit den 90er Jahren bei einer wachsenden
Zahl von neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen als Therapieoption erwiesen.
Die meisten Erfahrungen bestehen bei Patienten mit Bewegungsstörungen wie Tremores,
Morbus Parkinson oder Dystonien. Die Algorithmen der initialen Einstellungsphase unterscheiden
sich abhängig von der zugrundeliegenden Erkrankung und abhängig vom verwendeten Zielpunkt.
So sprechen Tremores auf eine Thalamus-Stimulation innerhalb von Sekunden an, Dystonien
auf eine Pallidumstimulation dagegen oft erst mit einer sehr variablen Latenz von
Stunden bis Tagen. Relevante psychische und behaviorale Veränderungen sind bei der
Thalamus- und Pallidumstimulation die Ausnahme, können aber bei Parkinsonpatienten
unter der Nucleus-subthalamicus-Stimulation häufiger beobachtet werden. Auch die Langzeitwirkung
unterscheidet sich abhängig von dem Zielpunkt und der Grunderkrankung. So führt eine
Thalamus-Stimulation bei einem Essentiellen Tremor häufiger zu einer Habituation als
bei einem Parkinson-Tremor. Bei Patienten mit fortgeschrittener Parkinsonkrankheit
scheinen Fluktuationen und Dyskinesien unter einer Nucleus-subthalamicus-Stimulation
langfristig stabiler kontrolliert zu sein als unter einer Pallidumstimulation. Ein
kompletter Wirkungsverlust der Tiefen Hirnstimulation im Langzeitverlauf ist dagegen
selten, so dass die Therapie in der Regel dauerhaft fortgesetzt wird. Ganz wesentlich
für den Langzeitverlauf ist zudem, dass es sich bei der Tiefen Hirnstimulation um
eine rein symptomatische Behandlung handelt. Dieses bedeutet, dass insbesondere bei
einer chronischen, degenerativen Erkrankung wie dem Morbus Parkinson trotz der Tiefen
Hirnstimulation langfristig eine Zunahme motorischer und besonders auch nicht-motorischer
Symptome zu beobachten ist.