Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - V008
DOI: 10.1055/s-0032-1301427

Die Rolle des hochauflösenden Ultraschalls bei der Diagnostik von traumatischen Läsionen peripherer Nerven, eine retrospektive Studie

T Schelle 1, J Böhm 2
  • 1Klinikum Dessau Rosslau, Dessau Rosslau
  • 2Kreiskrankenhaus Freiberg gGmbH, Klinik für Neurologie, Freiberg

Einleitung: Traumatische Nervenläsionen sind häufig. Neben der Einteilung von Sunderland (Grad I-V) hat sich die Elektrophysiologie wegen ihrer hohen Sensitivität als diagnostischer Standard hier etabliert [1]. Ziele und Methoden: Retrospektiv wurde an 58 Fällen seit 2009 ergänzend zur Elektrodiagnostik und teilweise auch zum intraoperativen Befund geprüft, welche zusätzlichen Informationen durch den hochauflösenden Ultraschall (HRUS) gewonnen werden konnten. Ergebnisse: Minor lesions (Grad I–III) zeigen in der Akutphase entweder keine Auffälligkeiten (Grad I), mitunter jedoch eine segmentale Schwellung einzelner oder mehrerer Faszikel bei erhaltener Kontinuität des Peri- und Epineuriums (Grad I-III). Major lesions können dagegen an einem teilweisen oder kompletten Verlust der faszikulären Echotextur bei erhaltener Kontinuität des Epineuriums (Grad IV) oder an einer vollständigen Durchtrennung des Epineuriums mit Retraktion der Nervenstümpfe (Grad V) erkannt werden. Im Gegensatz zur Elektrodiagnostik ermöglicht der HRUS die millimetergenaue Lokalisation einer einzelnen oder mehrerer serieller Läsionen. Außerdem lässt sich bei einer veralteten Läsion des Typs IV und V das Stumpf- oder Kontinuitätsneurom darstellen. Weitere, gerade für eine chirurgische Therapie notwendige Informationen, betreffen die postoperative Irritation eines Nerven durch Narbengewebe, Knochenfragmente, Kallus und Osteosynthesematerialien [2]. Auch in diesen Fällen erleichtert der HRUS eine korrekte Diagnose. Darüber hinaus lässt sich die Qualität einer Nervennaht postoperativ beurteilen. Ein Neuromwachstum ist dabei prognostisch ungünstig. Schließlich können mit dem HRUS resorbierbare Kollagenwraps sonografisch als tubuläre echogene Strukturen mit echoarmem Randsaum dargestellt werden. Mit zunehmendem Resorptionsgrad verschwinden die echogenen Elemente. Schlussfolgerung: Der HRUS liefert eine Reihe von therapeutisch relevanten Zusatzinformationen bei traumatischen Nervenläsionen.

Literatur: [1] Zhu J, liu F, Li D et al. Preliminary study of the types of traumatic peripheral nerve injuries by ultrasound. Eur Radiol (2011) 21:1097–1101 [2] Peer S, Bodner G, Meirer R et al. Examination of Postoperative Peripheral Nerve Lesions with High-Resolution Sonography. AJR:177, August 2001, 415-419