Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - V006
DOI: 10.1055/s-0032-1301426

Sonographie und MRT peripherer Nerven – zwei additive Verfahren?

HH Krämer 1
  • 1Neurologische Klinik der Justus Liebig Universität, Giessen

Der hochauflösende Nervenultraschall sowie die MR-Neurographie (MRN) können durch die Visualisierung der geschädigten Strukturen sowie deren Umgebung die Diagnostik peripherer Nervenläsionen unterstützen. Während der Nervenultraschall eine rasch durchführbare, dynamische Untersuchung darstellt, für welche die technischen Voraussetzungen in vielen neurologischen Kliniken gegeben sind, ist die MRN nicht in allen Zentren verfügbar und stellt einen großen Kosten- und Zeitaufwand dar. Für das Karpaltunnelsyndrom konnte bereits gezeigt werden, dass der Nervenultraschall dem MRT ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen ist. Unklar bleibt, ob der Nervenultraschall und die MRN bei anderen Nervenläsionen im Bereich der Extremitäten als additive Verfahren anzusehen sind und ob es Entscheidungshilfen für die Wahl einer der beiden Methode gibt. Bei Nervenläsionen im Bereich der Extremitäten erreicht der Nervenultraschall eine Sensitivität und Spezifität bis 100% (Lee, Singh et al. 2011). Auch die Sensitivität und Spezifität der MRN liegt in diesem Bereich mit Werten bis 100% (Chhabra, Subhawong et al. 2011). Die Sensitivität der MRN nimmt allerdings mit der Dauer (> 1 Jahr) der Erkrankung ab (Du, Auguste et al. 2010). Zusammenfassend ist der Nervenultraschall bei Nervenläsionen (traumatisch, tumorös, entzündlich) der Extremitäten die Methode der Wahl. Eine ergänzende Anwendung der MRN kann bei schwierigen Untersuchungsbedingungen oder unklaren Befunden sinnvoll sein. Die MRN kann auch erfolgreich im Bereich des Plexus lumbosacralis und anderen für den Ultraschall bestehenden „blinden Flecken“ wie dem retroclaviculär gelegenen Anteil des Plexus brachialis erfolgreich angewendet werden.

Literatur: Chhabra, A., T. K. Subhawong, et al. (2011). „High-resolution MR neurography: evaluation before repeat tarsal tunnel surgery.“ AJR Am J Roentgenol 197(1): 175-183. Du, R., K. I. Auguste, et al. (2010). „Magnetic resonance neurography for the evaluation of peripheral nerve, brachial plexus, and nerve root disorders.“ J Neurosurg 112(2): 362-371. Lee, F. C., H. Singh, et al. (2011). „High-resolution ultrasonography in the diagnosis and intraoperative management of peripheral nerve lesions.“ J Neurosurg 114(1): 206-211.