Fortschr Neurol Psychiatr 2012; 80(4): 191-192
DOI: 10.1055/s-0031-1299453
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Öffnung der „Fortschritte“ für englischsprachige Beiträge

“Fortschritte” Opens New Platform for English Language Submissions
J. Klosterkötter
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Publication History

Publication Date:
02 April 2012 (online)

Als 1929 unsere traditionsreiche Zeitschrift zum ersten Mal erschien, eröffneten die Gründungsherausgeber den ersten Jahrgang mit einer Einführung, die ihre publikatorischen Zielsetzungen beschrieb. Das neu geschaffene Publikationsorgan sollte „dem allgemein verbreiteten Wunsche“ entsprechen, „einen Überblick“ über den „gesamten Gegenstandsbereich“ der Neurologie und Psychiatrie „zu bekommen und dauernd zu behalten“. Wer derart umfassend informiert sein und dies auch bleiben wollte, hätte sonst damals nur die zahlreichen Spezial-Referate in den sogenannten Zentralblättern sowie natürlich immer wieder auch die von Zeit zu Zeit erscheinenden Handbücher durchstudieren können. Diese oft zu speziellen oder zu breiten und für viel beschäftigte Praktiker nur schwer nutzbaren Informationsquellen wollten die Gründungsherausgeber nun durch eine Fachzeitschrift ergänzen, die sich an den „großen Entwicklungslinien“ orientiert, sie ihren Lesern in ebenso substanzreichen wie gut lesbaren Übersichtsreferaten vor Augen führt und daneben auch originale Forschungsergebnisse zu wichtigen Fragestellungen präsentiert [1].

Auch den 80. Jahrgang der „Fortschritte Neurologie – Psychiatrie“ 2012 hätte man durchaus wieder mit ähnlichen Überlegungen zur Zielsetzung unserer Zeitschrift eröffnen können. Im Kern sind alle nachfolgenden Herausgebergruppen über die vielen zwischenzeitlichen Jahrgänge hinweg und auch über die offizielle Fächertrennung hinaus der Gründungsprogrammatik mit ihrem Bezug auf den inneren Zusammenhang des Gesamtgebiets wie beispielsweise bei der Demenz [2] [3] [4] treu geblieben. Dass Fachzeitschriften die sonstigen Informationsquellen in sinnvoller Weise ergänzen und einem weit verbreiteten Wunsch nach Überblicksvermittlung entgegenkommen, hat sich seit den Gründerzeiten der traditionsreichsten Journale eindeutig und nachhaltig bestätigt. Heute nutzen fast alle niedergelassenen Nervenärzte, Neurologen und Psychiater dieses Informationsmedium, zu rund 75 % sogar „intensiv“, und noch verbreiteter ist die intensive Nutzung bei den Chef- und Oberärzten der entsprechenden Fachkliniken [5]. Allerdings lässt sich eine gravierende Veränderung gegenüber den Gründerzeiten der deutschsprachigen Fachzeitschriften schon seit vielen Jahren gar nicht mehr übersehen. Das internationalisierte Englisch ist inzwischen weltweit zur dominierenden Wissenschaftssprache aufgestiegen und man muss sich deshalb fragen, ob eine Zeitschrift mit dem skizzierten anspruchsvollen Programm weiterhin auf deutschsprachige Publikationen beschränkt bleiben kann.

Die „Fortschritte“ richten sich nunmehr schon im 80. Jahrgang vorrangig an die deutschsprachige Leserschaft mit ihrem Erfahrungshintergrund, und es wäre deshalb sicherlich ganz verfehlt, diese tragende Verbindung durch einen Wechsel der Publikationssprache zu erschweren. Gleichwohl könnte es von Vorteil sein, zusätzlich auch eine Einreichungsmöglichkeit für englischsprachige Übersichten und Originalien zu schaffen und damit einem vielfach geäußerten Wunsch nicht nur unserer angestammten, sondern auch interessierter neuer Autoren zu entsprechen. Die Zeitschrift gewönne so eine internationale Leserschaft hinzu, würde dadurch im globalen Diskussionsprozess neurologischer und psychiatrischer Fortschritte stärker wahrgenommen und könnte dem traditionellen Vermittlungsziel der „großen Entwicklungslinien“ noch besser gerecht werden als bisher.

Wenn man diese Vorteile nutzen will, ohne die Deutschsprachigkeit infrage zu stellen, bietet sich hierfür das gut etablierte Online-Portal der „Fortschritte“-Beiträge an. Dementsprechend haben die derzeitigen Herausgeber und Verantwortlichen seitens des Thieme Verlags beschlossen, diese Publikationsform ab sofort auch für englischsprachige Manuskripte zu öffnen. Dies bedeutet, dass der Volltext des betreffenden Beitrags im Online-Archiv der Zeitschrift unter www.thieme-connect.de/ejournals sowohl im html-Format als auch im portable document format (pdf) erscheint. Das zugehörige Abstract wird zugleich auch in derjenigen Ausgabe abgedruckt, die den Beitrag in ihrem Inhaltsverzeichnis führt, ansonsten aber wie die gedruckte Zeitschrift insgesamt rein deutschsprachig bleibt. Damit ist jeder englischsprachige Online-Beitrag zugleich fester Bestandteil der Zeitschrift und dementsprechend auch zitierfähig sowie mit den Impact-Punkten der „Fortschritte“ hinterlegt.

Was die Nutzung der Volltexte anbelangt, so können Sie als Abonnenten der „Fortschritte“ die Beiträge ja alle kostenlos zum Lesen herunterladen, und dies gilt ebenfalls, wenn Ihre Institution einen Zugang zum Online-Archiv der Zeitschrift erworben hat. Entfallen diese beiden Nutzungsvoraussetzungen aber, ist der Abruf der Beiträge im Volltext mit Kosten verbunden. Daher war es uns ein großes Anliegen, jetzt für die englischsprachigen Beiträge wirklich eine freie weltweite Verfügbarkeit im Sinne der Open-Access-Option zu erreichen. Dass dies gelungen ist und der Thieme-Verlag einen kostenfreien Abruf der Volltexte ermöglichen wird, macht das neue Publikationsangebot in englischer Sprache erst richtig attraktiv. Alle Autorinnen und Autoren, die hiervon Gebrauch machen möchten, können damit sicher sein, dass ihre Beiträge die interessierte internationale Leserschaft auch erreichen. Zudem werden sie in allen wichtigen wissenschaftlichen Datenbänken indiziert und weltweit in Bibliotheken und Forschungseinrichtungen verfügbar sein.

Die Herausgeber und der Verlag freuen sich, der Leser- und Autorenschaft diese zusätzliche Publikationsmöglichkeit anbieten zu können und sind gespannt darauf, wie sie sich auswirken wird.

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Prof. Dr. J. Klosterkötter