Notfallmedizin up2date 2012; 7(02): 93-96
DOI: 10.1055/s-0031-1298585
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die intraossäre Punktion

Matthias Helm
,
Björn Hossfeld
,
Lorenz Lampl
,
Michael Bernhard
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Publication History

Publication Date:
31 July 2012 (online)

Ziel und Zweck

Bei der notfallmedizinischen Versorgung kritisch kranker bzw. verletzter Kinder und Erwachsener ist es oft entscheidend, rechtzeitig einen Gefäßzugang für eine Pharmako- und Infusionstherapie zu legen [2]. Eine periphervenöse Punktion kann in der Notfallsituation aber aufgrund der Venenverhältnisse des Patienten oder sonstiger Umstände große Schwierigkeiten bereiten. Dann ist die intraossäre Punktion möglicherweise die Lösung des Problems und ermöglicht eine rasche, effektive und sichere Möglichkeit zur Applikation von Medikamenten, Infusionslösungen und Blutprodukten [1], [4]–[6].

Die intraossäre Punktion ist im Prinzip nichts anderes als die Punktion einer nicht kollabierbaren knöchernen Vene.

Bei der intraossären Punktion wird mit einer Stahlkanüle die Kortikalis des Knochens durchbohrt, sodass die Kanüle in der Markhöhle liegt. Die über diese Kanüle applizierten Medikamente oder Infusionen erreichen den Systemkreislauf über die venösen Marksinusoide, die Zentralvenen des Knochenmarks und die ableitenden Venen des Knochens (Vv. nutrientes; Abb. [1]). Die dafür empfohlenen Punktionsstellen sind in Tab. [1] zusammengefasst.

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Abb. 1 Zirkulationsverhältnisse am langen Röhrenknochen (proximale Tibia). Mit freundlicher Genehmigung von Springer Science + Business Media: Helm M, Fischer S, Hauke J et al. Invasive Techniken in der Notfallmedizin – Der intraossäre Zugang. Notfall + Rettungsmedizin 2008; 11: 317 – 324, Abb. 1.

Tabelle 1 Empfohlene intraossäre Punktionsstellen unter Berücksichtigung verschiedener Altersgruppen [3].

Kinder bis 6. Lebensjahr

Kinder > 6 Lebensjahre

Erwachsene

Erwachsene –
spezielle IO-Systeme

* F. A. S. T. System

** EZ-IO System

1. Wahl

proximale Tibia

distale Tibia

distale Tibia

Sternum* (ausschließlich)

2. Wahl

distale Tibia

proximale Tibia

proximale Tibia

3. Wahl

distales Femur

distales Femur

proximaler Humerus

proximaler Humerus** (Alternative zu proximaler und distaler Tibia)

 
  • Literatur

  • 1 Bernhard M, Gräsner JT, Gries A et al. Die intraossäre Infusion in der Notfallmedizin. Anästh Intensivmed 2010; 51: 615-620
  • 2 Fiser DH. Intraosseous infusion. New Engl J Med 1990; 322: 1579-1581
  • 3 Helm M, Fischer S, Hauke J et al. Invasive Techniken in der Notfallmedizin – Der intraossäre Zugang. Notfall & Rettungsmed 2008; 11: 317-324
  • 4 Helm M, Hossfeld B, Schlechtriemen T et al. Einsatz der intraossären Infusion im deutschen Luftrettungsdienst – bundesweite Analyse im Zeitraum von 2005 bis 2009. Anästhesist 2011; 60: 1119-1125
  • 5 Tobias JD, Ross AK. Intraosseous infusions: A review for the anesthesiologist with a focus on pediatric use. Anesth Analg 2010; 110: 391-401
  • 6 Weiss M, Gächter-Angehm J, Neuhaus D. Intraossäre Infusionstechnik. Notfall Rettungsmed 2007; 10: 99-116