Klin Monbl Augenheilkd 2011; 228 - R38
DOI: 10.1055/s-0031-1297325

Retinopathia praematurorum – Verlauf und Therapie im HKBB

H Breuß 1, J Kuchenbecker 1
  • 1Berlin – Augenklinik HELIOS Klinikum Buch

Hintergrund: Die voranschreitende Entwicklung in der medikamentösen und apparativen Therapie bedingt eine immer bessere Überlebensrate von zunehmend unreiferen Frühgeborenen. Ziel der Studie ist die Analyse des Verlaufs und des anatomischen Ergebnisses vor dem Hintergrund der aktuellen Leitlinien. Methode: Zwischen Januar 2009 und Juli 2011 wurden im HKBB 156 Frühgeborene entbunden (Gestationsalter 23 bis 35 Wochen), die den Screening Kriterien der ROP Leitlinie entsprechen. Dargestellt werden verschiedenen Analysen u.a. nach Gestationsalter, Geburtsgewicht, zusätzlicher Sauerstoffbedarf, Vaskularisationsgrenze bei Erstuntersuchung sowie Zeitpunkt, Ausprägung und Therapie bei einer aufgetretenen ROP. Ergebnisse: Das Gestationsalter reicht von der 23. bis zur 35. Woche, wobei der Hauptteil (82%) im Bereich von der 28. bis 33. Woche liegt. Lag ein Gestationsalter von mindestens 32 Wochen vor, trat keine ROP auf. Darunter bildete sich eine maximale ROP von Stadium 1 in 3,4%, Stadium 2 in 11,1%, 3/1 in 7,7%, 3/2 in 3,4%, 4a in 1,7% und Stadium 5 bei einem Patienten (0,8%) aus, während 71,8% keine ROP entwickelten. Eine Therapie war bei keinem Säugling mit einem Gestationsalter über vollendeter 29. Woche erforderlich. Im Stadium 3/1 erfolgte bei einem Auge (6%) eine Lasertherapie, im Stadium 3/2 in 88% eine Laser-, in 25% eine Kryo- und in 13% eine Avastintherapie, im Stadium 4a in 100% eine Laser- und Avastin-, und in 50% eine Kryotherapie und im Stadium 5 wurden an dem einen betroffenen Auge drei Laser-, eine Avastintherapie und schließlich eine 25G Vitrektomie durchgeführt. Bei keinem Auge mit einem ROP Höchststadium unter 4 bestand zum Zeitpunkt der letzten Untersuchung eine ROP, während bei Stadium 4 oder 5 als Restbefund lediglich eine stabile fibrotische leicht bis mäßig prominente Leiste ohne weitere Ablatio und ohne Makulabedrohung nachweisbar war. Zusammenfassung: Die gefundenen Ergebnisse entsprechen und stützen die Leitlinie bezügliche Erstuntersuchung und Therapie. Tritt eine therapierelevante ROP auf, sind grundsätzlich eine oder mehrere Lasertherapien notwendig. Zusätzlich ist bei komplizierten Fällen eine Avastintherapie und seltener auch eine Kryotherapie oder Vitrektomie erforderlich und hilfreich. Inwieweit die Avastintherapie zukünftig die Lasertherapie zurückdrängen wird, wird sich in multizentrische Studien zeigen müssen. Auf jeden Fall scheint sie eine zusätzliche effektive Therapieoption zu sein.