Klin Monbl Augenheilkd 2011; 228 - KV25
DOI: 10.1055/s-0031-1297312

Vergleich von Immunreaktionen: lamellierender versus perforierender Keratoplastiken

C Seeger 1, P Rieck 1, E Bertelmann 1, N Torun 1
  • 1Brandenburg – Augenabteilung Städtisches Klinikum Brandenburg; Berlin – Klinik für Augenheilkunde, Charité Campus Virchow-Klinikum

Hintergrund: Häufig wird das gegenüber der perforierenden Keratoplastik als reduziert angenommene Risiko für das Auftreten von Immunreaktionen als Vorteil der lamellären Keratoplastik-Techniken angesehen. Ziel der vorgelegten Untersuchung war es daher, die Inzidenz von Immunreaktionen von anterioren und posterioren lamellierenden Keratoplastiken der Augenklinik Charité Campus Virchow Klinikum zu erfassen und mit der Inzidenz von Immunreaktionen nach perforierenden Keratoplastiken zu vergleichen. Methode: Es wurden alle konsekutiv in den Jahren 2007 bis 2009 durchgeführten lamellierenden Keratoplastiken, 41 Patienten, in die Auswertung einbezogen und die Immunreaktionen getrennt bei anterioren und posterioren Verfahren retrospektiv erfasst. Diese wurden mit dem Kollektiv aller in den Jahren 1999 und 2000 durchgeführten perforierenden Keratoplastiken, 131 Patienten, verglichen. Einbezogene Indikationen umfassten Keratokonus, bullöse Keratopathie, Fuchs'sche Endotheldystrophie, Stromanarben, Herpes Keratitis, Keratoplastik à chaud sowie Re-Keratoplastik. Diese Diagnosen wurden in zwei Gruppen unterteilt. Die Niedrigrisikogruppe umfasst folgende Diagnosen: Keratokonus, bullöse Keratopathie, Fuchs'sche Endotheldystrophie, Stromanarben. Der Hochrisikogruppe gehören an: Herpes Keratitis, Keratoplastik à chaud sowie Re-Keratoplastik. Die beiden Patientengruppen wurden im Hinblick auf unterschiedliche Fragestellungen analysiert. Der Chi-Quadrat-Test gehört zu den nicht parametrischen Testverfahren welche, eine wesentlich geringeren Anspruch an die Verteilung der Werte (z.B. Normalverteilung muss nicht vorliegen) als parametrische Tests. In dieser Arbeit wird von einem statistischen Zusammenhang bei einem Signifikanzniveau von p<0,05 ausgegangen. Ergebnisse: Es zeigte sich im Verlauf bei 2,4% der Patienten mit lamellärer KPL eine Immunreaktion. Bei Patienten mit perforierenden KPL entwickelten hingegen 29,8% eine Immunreaktion (χ2=9,02, p<0,001). Vom Gesamtpatientenkollektiv sind 100 der Niedrigrisikogruppe und 72 der Hochrisikogruppe zuzuordnen. Dabei entwickelten 14 Patienten der Niedrigrisikogruppe und 26 Patienten der Hochrisikogruppe eine Immunreaktion. Somit entfallen 65% aller Immunreaktionen auf die Hochrisikogruppe (χ2=11,48, p<0,001). Von den 153 Patienten, die nicht an einer rheumatischen Erkrankung leiden, entwickelten 20,3% eine Immunreaktion. Von den 19 Patienten mit einer rheumatischen Erkrankung, wurde bei 47,4% im Verlauf eine Immunreaktion diagnostiztiert (χ22=6,96, p<0,008). Von den 90 Patienten mit einem Trepan kleiner/gleich 8mm entwickelten 27,8% eine Immunreaktion. Bezüglich der Patienten mit einem größeren Trepan (>8mm), zeigten sich bei 22,2% Immunreaktionen (χ2=0,33, p<0,063). Bei 40 Patienten trat eine Immunreaktion auf. Fünf von ihnen entwickelten im weiteren Verlauf eine weitere Immunreaktion. 26 Immunreaktionen (65%) traten im 1. postoperativen Jahr und zehn (25%) im 2. postoperativen Jahr auf. In 4 weiteren Fällen entwickelte sich die Immunreaktion später. Insgesamt trat bei 40 Patienten im Verlauf eine Immunreaktion auf. Sieben Patienten erhielten keine Immunsuppression, davon dekompensierten 6 Hornhäute, nur einer hatte keine Dekompensation. Bei 33 Patienten wurde immunsuppressiv behandelt. Davon entwickelten 17 Patienten eine Dekompensation, 16-mal kam es nicht zur Dekompensation der Hornhaut (χ2=2,764, p<0,095). Von 84 Patienten, bei denen die Hornhautfäden im postoperativen Verlauf nicht entfernt wurden, entwickelten 27,4% eine Immunreaktion. Bei den Patienten, bei denen die Fäden der Hornhaut entfernt wurden, entwickelten 19,3% eine Immunreaktion (χ2=1,565, p<0,211). Schlussfolgerung: Es zeigten sich signifikant weniger Immunreaktionen bei der lamellären Keratoplastik im Vergleich zur perforierenden OP-Methode. Einschränkend kann man anführen, dass es sich um eine retrospektive Studie handelte. Da sich die lamelläre Keratoplastik zunehmend etabliert, sollte eine weitere prospektive Studie durchgeführt werden, um dann fundierte Resultate zu erhalten.