Arzneimittelforschung 2009; 59(9): 484
DOI: 10.1055/s-0031-1296430
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Editio Cantor Verlag Aulendorf (Germany)

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Publication Date:
13 December 2011 (online)

Humoral Immunity in Kidney Transplantation

G. Remuzzi, S. Chiaramonte, N. Perico und C. Ronco (Hrsg.). Karger Verlag, Basel (2009). ISBN 978-3-8055-8945-1. 145 S. Preis: € 113,-.

Gut 8 000 Dialysepatienten warten in Deutschland auf eine Nierentransplantation, die Zahl hat in den letzten Jahren leicht abgenommen. Etwa fünf Jahre beträgt die durchschnittliche Wartezeit auf ein neues Organ.

Bei einer Nierentransplantation wird die Niere eines Spenders auf einen Empfänger übertragen. Die fremde Niere übernimmt im Körper des Empfängers die Funktion der erkrankten Niere. Eine Transplantation erspart dem Empfänger in der Regel eine lebenslange Blutwäsche, die Dialyse. Wie bei jeder Transplantation, die nicht autolog ist, kommt es zu Abstoßungsreaktionen durch das Immunsystem des Empfängers. Im ersten Jahr nach der Transplantation werden so etwa 10 bis 15% der Nieren abgestoßen. Die Patienten müssen sich dann erneut einer Dialyse unterziehen. Nach einer Lebendspende haben etwa 82% der Patienten fünf Jahre nach der Transplantation eine funktionsfähige Niere. Bei den Spendernieren von Verstorbenen sind es rund 68%.

Einer ganz spezifischen Art der Abstoßung der Spenderniere, nämlich der Reaktion des humoralen Immunsystems, ist das vorliegende Buch gewidmet. In einer Sammlung von 12 Publikationen von internationalen Autoren wird dieses Thema der Abstoßung des Transplantates durch Antikörper wissenschaftlich wie klinisch aufgearbeitet. Besondere Bedeutung haben dabei die klinische Relevanz der spender-spezifi-schen Haupthistokompatibilitätsantige-ne sowie die therapeutischen Strategien beim Management besonders empfindlicher und inkompatibler Transplantatempfänger. Hohe Relevanz kommt dabei der Immunsuppression zu, die sowohl vor als auch nach der Transplantation einsetzen kann. Bei der Immunsuppression kommen aktuell eine Kombination aus Plasmapherese oder Immunadsorption und die Applikation von Rituximab zur Inhibition der antikörpervermittelten Immunantwort zum Einsatz. Rituximab ist ein Antikörper, der ursprünglich für die Therapie von bösartigen Erkrankungen des lymphatischen Systems (Lymphdrüsenkrebs, maligne Lymphome) entwickelt wurde und innerhalb der vielen Zellen des lymphatischen Systems eine einzige Zellreihe, nämlich die B-Lymphozyten mit dem Merkmal CD20, ausschaltet. Weitere Kapitel des Buches beschäftigen sich mit der Nierentransplantation zwischen AB0-in-kompatiblen Menschen. Das ABO (AB-Null)-Blutgruppensystem ist ja genetisch festgelegt und hat einen ganz erheblichen Einfluss auf die Abstoßung fremden Gewebes. Interessant ist die Vorstellung zweier unterschiedlicher Präkon-ditionierungssysteme bei ABO-unter-schiedlichen lebenden Spendern und Empfängern. Die Vorbehandlung beginnt eben nicht nur beim Empfänger, sondern schon beim Spender. Ein weiteres interessantes Kapitel beschäftigt sich mit der Entwicklung von Antikörpern gegen das Fremdgewebe. Verschiedene Kinetiken geben Aufschluss über die Art der Abstoßung und damit auch über die Entscheidung, ob mit konventionellen oder eher neuartigen immunsuppres-siven Therapiestrategien gearbeitet wird. Bei allen Betrachtungen stehen immer auch die klinischen Belange im Vordergrund.

Dieses Buch ist daher von besonderer Bedeutung für Ärzte, die sich mit der Nierentransplantation aus immunologischer Sicht beschäftigen. Da die klassische Immunologie noch immer nicht ihren gebührenden Platz in der Ausbildung der Mediziner erhalten hat, ist ein solches Werk um so wichtiger, um sich Kenntnisse zur humoralen Immunität bei Nierentransplantationen anzueignen.

Stefan Hockertz, Seelze