Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - PO16_01
DOI: 10.1055/s-0031-1293470

Cytomegalovirus-Hyperimmunglobulin (CMV-HIG) in der Schwangerschaft bei gesicherter maternaler oder fetaler CMV-Infektion: Eine retrospektive Analyse von 42 Mutter-Kind Paaren

H Buxmann 1, OM von Stackelberg 1, M Gonser 2, M Meyer-Wittkopf 3, K Hamprecht 4, M Enders 5
  • 1Universitäts-Kinderklinik Frankfurt am Main, Klinik I, Neonatologie, Frankfurt am Main
  • 2Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Dr. Horst-Schmidt-Klinik, Wiesbaden, Wiesbaden
  • 3Zentrum für Ultraschall- & Pränataldiagnostik, Mathias-Spital Rheine, Rheine
  • 4Institut für Med. Virologie und Epidemiologie der Viruskrankheiten der Eberhard Karls Universität Tübingen, Tübingen
  • 5Labor Prof. G. Enders und Partner & Institut für Virologie, Infektiologie und Epidemiologie e.V., Stuttgart, Stuttgart

Ziel: Die kongenitale CMV-Infektion ist die häufigste angeborene Infektion (1). CMV-HIG in der Schwangerschaft senkt möglicherweise das Risiko für eine kongenitale CMV-Infektion (2), ist aber für diese Indikation bisher nicht zugelassen (3). Ziel der Studie ist den off-label-use von CMV-HIG zu analysieren.

Methodik: Retrospektive Analyse von Frauen mit CMV-HIG Gabe in der Schwangerschaft. Nach schriftlichem Einverständnis wurden klinische und virologische Daten aus Krankenakten, Arzt- und Laborberichten analysiert.

Ergebnis: Bei keinem der 42 untersuchten Mutter-Kind Paaren wurden schwere CMV-HIG assoziierte unerwünschte Wirkungen beobachtet. In 4 Fällen wurde CMV-HIG nach gesicherter kongenitaler CMV (cCMV)-Infektion des Feten gegeben (Therapiegruppe, TG). Drei dieser Kinder hatten eine auch im Verlauf asymptomatische cCMV-Infektion (Follow-up 12–24 Monate (Mon.)). Ein Fetus der TG zeigte auffällige Ultraschallbefunde (Mikrozephalie, IUGR) vor Therapiebeginn. Es hatte bei Geburt eine symptomatische cCMV-Infektion und war im Alter von 32 Mon. statomotorisch und mental retardiert mit Seh- und Hörbehinderung. 38 Frauen erhielten CMV-HIG nach mütterlicher Serokonversion bei unbekanntem CMV-Status des Feten (Multinominale Gruppe, MG). In 77% (30/39; 1x Zwillinge) der Fälle trat keine cCMV-Infektion auf. 23% (9/39) der Kinder hatten eine cCMV-Infektion. 8 davon waren bei Geburt asymptomatisch und blieben ohne Symptome (follow up 1–36 Mon.) Eine Schwangerschaft wurde bei Nachweis von CMV im Fruchtwasser terminiert. Dieser Fetus war sonographisch unauffällig.

Schlussfolgerung: CMV-HIG wurde gut vertragen. Die Rate cCMV-Infektionen in der MNG war niedriger (23%) als ohne CMV-HIG Gabe beschrieben (46,6%, Bodéus et al. 2010(4)). Kein Kind der MNG hatte eine cCMV-Erkrankung. In TG persistierten die antenatalen Symptome der cCMV-Infektion des einen Feten. Prospektiv-randomisierte Studien sind notwendig, um den Effekt von CMV-HIG in der Schwangerschaft genauer zu untersuchen.

Literatur: 1) Cannon MJ., Davis KF. Washing our hands of the congenital cytomegalovirus disease epidemic. BMC Public Health 2005;5:70. 2) Nigro G., Adler SP., La Torre R., Best AM., Congenital Cytomegalovirus Collaborating Group. Passive immunization during pregnancy for congenital cytomegalovirus infection. N Engl J Med. 2005;353(13):1350-62. 3) Fachinformation Cytotect CP, Biotest Pharma GmbH, 63303 Dreieich 4) Bodéus M, Kabamba-Mukadi B, Zech F, Hubinont C, Bernard P, Goubau P. Human cytomegalovirus in utero transmission: follow-up of 524 maternal seroconversions. J Clin Virol. 2010 Feb;47(2):201-2.