Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - PO14_04
DOI: 10.1055/s-0031-1293451

Beobachtung der fetalen Herzfrequenzvariabilität im fetalen EKG unter dem Einfluss glucocorticoidinduzierter Lungenreife

S Jäkel 1, U Schneider 1, L Bause 1, E Schleußner 1
  • 1Universitätsklinikum Jena, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Abteilung Geburtshilfe, Jena

Ziel: Die fetale Herzfrequenzvariabilität als Marker der autonomen Regulationsfähigkeit erlaubt Rückschlüsse auf den fetalen Zustand sowie auf fetale Anpassungsfähigkeit in Belastungsituationen. Glucocorticoidgabe bei Lungenreifeinduktion (LRI) geht mit einer akuten Verringerung der Herzfrequenzvariation und fetaler Bewegungen einher (Mulder et al. 1994, Dawes et al. 1994, Lunshof et al. 2005). Dies spricht für akute Einflüsse der Steroide im fetalen Hirnstamm und reduzierte sympathische Regulationsfähigkeit (Schneider et al. 2010). Ziel ist die Bewertung der fetalen Herzfrequenz bei LRI-Feten in Abhängigkeit vom Gestationsalter und fetalem Verhaltenszustand.

Methodik: 6 fEKG–Verlaufsmessungen (jeweils am 1d, 3d und 7d post expositionem/ p.e. eines Feten) zwischen der 24. und 30. SSW, sowie 7 Vergleichsmessungen an Feten ohne LRI konnten untersucht werden. Die Analyse erfolgte an 10 Minuten Abschnitte ruhigen fetalen Verhaltens [F1 State] angelehnt an die Nijhuis – Kriterien (Nijhuis et al. 1982).

Ergebnis: Die Daten der LRI-Feten wurden je Messung (1d, 3d und 7d p.e.) mit den Daten der nicht-exponierten Feten verglichen. Die mHR zeigte sich am Tag 1 p.e. signifikant erhöht [p=0.018, Mann-Whithney-U ] für die LRI-Feten, ebenso waren die LRI-Feten am 1d p.e. mit tendenziell niedrigerer SDNN [p=0.073, Mann-Whitney-U] und RMSSD [p=0.106; Mann-Whithney-U] assoziiert. Im Vergleich der Messungen am Tag 3 und 7 p.e. ergaben sich keine Unterschiede.

mHR–mean heart rate

SDNN–Standard Deviation of normal-normal beat intervals

RMSSD–Root Mean Squared Differences of NN

Schlussfolgerung: Glucocorticoid zur LRI verringern die fetale Kurz- [SDNN] und Langzeitvariabilität [RMSSD] akut, das heißt Glucocorticoide hemmen den sympathischen Schenkel des Autonomen Nervensystems bis 48 Stunden. Dieser Effekt zeigt sich in der Messung 5 Tage p.e. vollständig regredient.

Literatur: Mulder EJ, Boersma M, Meeuse M, van der Wal M, van de Weerd E, Visser GH (1994). Patterns of breathing movements in the near-term human fetus: relationship to behavioural states. Early Hum Dev. 1994 Feb;36(2):127-35 Dawes GS, Moulden M, Redman CW (1994). Dexamethasone and fetal heart rate variation. Br J Obstet Gynaecol. 1994 Aug;101(8):675-9. Lunshof MS, Boer K, Mulder EJ (2005). Short-term (0-48 h) effects of maternal betamethasone administration on fetal heart rate and its variability. Pediatr Res. 2005 Apr;57(4):545-9. Schneider U, Fiedler A, Jaekel S, Schleussner E (2010). The effect of antenatal steroid treatment on fetal autonomic heart rate regulation revealed by fetal magnetocardiography (fMCG). Early Hum Dev. 2010 May;86(5):319-25. Nijhuis, J. G., H. F. Prechtl, et al. (1982). „Are there behavioral states in the human fetus? Early Hum Dev 6(2): 177-95