Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - PO09_08
DOI: 10.1055/s-0031-1293400

Geburtseinleitung mit einem Wehen-Cocktail im Vergleich zu Dinoproston-Depotpräparat und oral appliziertem Misoprostol

N Lövin 1, T Fischer 1, SR Haile 2, G Drack 1, R Hornung 1
  • 1Frauenklinik, Kantonsspital St. Gallen, St. Gallen, Schweiz
  • 2Kantonsspital St. Gallen Clinical Trials Unit, St. Gallen, Schweiz

Ziel: In früheren Arbeiten verglichen wir Effektivität und Sicherheit verschiedenerer Methoden der Geburtseinleitung mit Prostaglandinen. Aktuell untersuchten wir die Wirksamkeit einer prostaglandinfreien Alternative.

Methodik: Retrospektive Kohortenstudie von 208 Einleitungen mit Wehencocktail (4/10–3/11), die mit Dinoproston mit 220 (4/06–2/07) und Misoprostol mit 369 Einleitungen (3/04–7/06) verglichen wurde. Die Kollektive waren ähnlich in Bezug auf Alter der Frau, Anzahl der Blasensprünge und Geburtsmodus. Ausgeschlossen wurden Beckenendlagen, Gemini, IUFT, Z.n. Sectio und Frühgeburten. Zur Geburtseinleitung wurde ein Cocktail gegeben, nach 24 Stunden die Gabe wiederholt oder auf eine andere Methode gewechselt. Die Rezeptur des Cocktails stammt aus einer Dissertation der Universität Erlangen 2001.

Ergebnis: Geburtsmodusunabhängig zeigte sich im Cocktailkollektiv innerhalb von 24 Stunden eine geringere Geburtenrate im Vergleich zu den Prostaglandineinleitungen [53.4% Cocktail, 60.2% Misoprostol (p=0.115), 69.9% Dinoproston (p < 0.001)]. Bei den vaginalen Entbindungen zeigte sich ebenfalls eine signifikant geringere Geburtenrate [59% Cocktail, 67.7% Misoprostol (p=0.10), 78.8% Dinoproston (p < 0.001)]. Andere Resultate ergaben sich bezüglich der Geburtenrate innerhalb von 12 Stunden. Hier gebaren 38.2% im Cocktailkollektiv versus 24.2% im Misoprostolkollektiv (p=0.004) und 33.6% im Dinoprostonkollektiv (p=0.46). Bei gleichem neonatalen Outcome, kam es nach Cocktailgabe signifikant häufiger zu Hyperstimulationen (p=0.017).

Schlussfolgerung: Prostaglandinhaltige Methoden führen häufiger zu einer Geburt innerhalb von 24 Stunden als mit einem Cocktail. Ein Trend zu Gunsten der Cocktaileinleitung innerhalb von 12 Stunden könnte mit einem „alles oder nichts“ Prinzip erklärt werden. Führt die Cocktailgabe zur Geburt, dann innerhalb der ersten 12 Stunden. Ob eine 2. Cocktailgabe sinnvoll wäre ist an dieser Stelle nicht zu klären, da in unserem Kollektiv die Fallzahl der Cocktailwiederholungen zu tief war.