Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - PO07_09
DOI: 10.1055/s-0031-1293379

Wernicke-Enzephalopathie als Komplikation einer schweren Hyperemesis gravidarum

F Riebau 1, AS Kleeberg 1, L Hellmeyer 1, BJ Hackelöer 1
  • 1AK Barmbek Gynäkologie und Geburtshilfe, Hamburg

Ziel: Hintergrund: Bei schwerer Hyperemesis gravidarum kann es zu einem Thiaminmangel (Vitamin B1) kommen. In Verbindung mit erhöhter Glucosezufuhr im Rahmen der Therapie kommt es zu einem gesteigertem Thiaminverbrauch. Wird Thiamin nicht substituiert, kann dies zu schweren neurologischen Komplikationen führen.Bei der Wernicke-Enzephalopathie handelt es sich um eine neuropsychiatrische Erkrankung aufgrund eines Thiamin-Mangels, der meistens mit Alkoholabusus und Mangelernährung assoziiert ist. Bei Nicht-Alkoholikern liegt die Prävalenz bei 0,04–0,13%. Als Therapie muss zügig die Thiaminsubstitution erfolgen, um irreversible neurologische Schäden zu verhindern.

Methodik: Fall: Wir berichten über eine 25j I-Gravida mit stationärer Aufnahme in der 11. SSW aufgrund starken Erbrechens und AZ-Verschlechterung. Im Verlauf kam es unter der Standardtherapie bei Hyperemesis gravidarum zu einer Exazerbation der Symptome mit Ausbildung neurologischer Auffälligkeiten. Nach ausgedehnter neurologischer Diagnostik mittels MRT wurde eine Wernicke-Enzephalopathie diagnostiziert. Nach Thiaminsubstitution kam es zu einem langsamen Rückgang der neuologischen Symptome. Die Patientin ist derzeit noch schwanger und beschwerdefrei. Die pränataldiagnostischen Untersuchungen waren bisher unauffällig.

Schlussfolgerung: Fazit: Bei schwerer Hyperemesis gravidarum sollte eine Bestimmung des Thiamin-Spiegels erfolgen, um bei Thiamin-Mangel eine Substitution zu beginnen. Dadurch können schwere neurologische Komplikationen, wie z.B. die Wernicke-Enzephalopathie verhindert werden. Des Weiteren sollte auf eine hochdosierte Glucosesubstitution verzichtet werden.