Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - PO07_01
DOI: 10.1055/s-0031-1293371

Die postpartale Kardiomyopathie (PPCM) – heilbar oder lebensbedrohlich: zwei Fallberichte

F Götz 1, T Groten 1, W Hunger-Battefeld 1, E Schleußner 1
  • 1Universitätsklinikum Jena, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Abteilung Geburtshilfe, Jena

Ziel: Die PPCM ist eine im letzten Drittel der Schwangerschaft oder postpartal plötzlich einsetzende Herzinsuffizienz mit einer Häufigkeit von 1 : 3500–1 : 4000 in Europa. Symptome sind Dyspnoe, Husten, Beinödeme und allgemeine Abgeschlagenheit. Die klinische Diagnose kann mittels Echokardiographie nachgewiesen werden (eingeschränkte linksventrikuläre Funktion (LVF) (EF < 45%)).

Ergebnis: Fall 1: 31-jährige, II-Gravida, 0-Para, keine Vorerkrankungen, Geminigravidität. Aufnahme in der 32.SSW bei vorzeitiger Wehentätigkeit mit Zervixinsuffizienz und körperlicher Erschöpfung. Nach LRI, Absetzen der Tokolyse und weiterer Verschlechterung des mütterlichen AZ mit zunehmender Luftnot führten wir die Sectio aus. Der AZ der Patientin verschlechterte sich post partum zunehmend (Dyspnoe, Tachykardie) bei deutlich eingeschränkter LVF (EF: 33%). Unter Therapie mit Diuretika, β-Blockern, ACE-Hemmern und Bromocriptin waren die Beschwerden regeredient. Die Echokontrolle ein Jahr pp ergab eine weitgehend normale LVF. Fall 2: 32-jährige, IV-Gravida, II-Para, Nikotinabusus, Adipositas, insulinpflichtiger GDM, Asthma bronchiale. Vorstellung in der 39. SSW bei zunehmender maternaler Erschöpfung und fetaler Makrosomie zur Geburtseinleitung. Unter der Geburt zeigte sich eine zunehmende Atemnot und augeprägter Husten. Nach unauffälliger Geburt bestanden die Symptome weiter. Im Echo zeigte sich eine deutlich eingeschränkte LVF (EF: 32%). Unter medikamentöser Therapie zeigte ich nur eine mäßige Verbesserung. Die Patientin wurde mit einer EF von 39% entlassen. 4 Monate pp entzog sich die Patientin der internistischen Betreuung und verstarb 2 Monate später. Im Autopsiebefund wurde eine kardiale Dakompensation bei Schwangerschaftskardiomyopathie, ohne Hinweise auf sonstige kardiovaskuläre Erkrankungen, beschrieben.

Schlussfolgerung: Bei einer nicht zu erklärenden Verschlechterung des maternalen AZ mit Dyspnoe peripartal sollte immer eine Echokardiographie zum Ausschluss einer PPCM durchgeführt werden.

Literatur: Hilfiker-Kleiner et al., 2008, Die postpartale Kardiomyopathie: Ein kardiologischer Notfall für Gynäkologen, Hausärzte, Internisten, Pneumologen und Kardiologen. Dtsch Arztebl; 105(44): 751-6.