Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - PO03_07
DOI: 10.1055/s-0031-1293334

Die vaginale Entbindungsrate und das fetale Outcome in Abhängigkeit von der Länge der Austreibungsperiode (AP)

E Mann 1, K Hagen 1, B Gerber 1
  • 1Universitätsfrauenklinik und Poliklinik am Klinikum Südstadt der Hansestadt Rostock, Rostock

Ziel: Das Ziel der abwartenden aber aktiven Geburtsleitung ist die Vermeidung der Sektio caesarea.

Methodik: retrospektive Datenanalyse von 1884 Einlingsgeburten

Ergebnis: Insgesamt hatten nach 1 Stunde Austreibunszeit 54,1% (1464), nach 2 Stunden Austreibungszeit 9,8% (265) und nach 3 Stunden 4,3% (117) der Frauen geboren. 1,4% (38) der Frauen wurden nach einer Austreibungszeit von mehr als 3 Stunden entbunden. Lag die spontane Entbindungsrate nach 1 Stunde AP bei 96,9% und nach 2 Stunden bei 84,2%, so sank diese nach 3 Stunden Austreibungszeit auf 65,8% ab. Die vaginal operative Entbindungsrate stieg von 2,3% nach 1 Stunde auf 13,4% nach 2 Stunden und auf 20,5% nach 3 Stunden Austreibungszeit an. Innerhalb der ersten Austreibungsstunde mussten 0,9% der Gebärenden durch Sektio caesarea entbunden werden. Nach 2 Stunden Austreibungszeit lag die Sektiorate bei 3,4% und nach 3 Stunden bei 13,7%. Die Frauen mit einer AP von mehr als 3 Stunden entbanden zu ca. 1/3 spontan, wurden in ca. 1/3 der Fälle vaginal operativ und zu ca. 1/3 durch Sektio caesarea entbunden. Die fetale Azidoserate betrug nach 1 Stunde AP 4,8%, nach 2 Stunden 9,8% und nach 3 Stunden 7,7%. Dabei handelte es sich überwiegend um leichte Azidosen mit einem NapH zwischen 7,10 und 7,19. Mittelschwere fetale Azidosen traten nach 1 Stunde Austreibungszeit in 0,6% und nach 2 Stunden in 0,4% auf. Schwere fetale Azidosen oder Asphyxien waren nicht zu verzeichnen.

Schlussfolgerung: Da die vaginale Entbindungsrate nach 3 Stunden AP bei ca. 86% liegt und überwiegend leichte fetale Azidosen auftraten, ist das Abwarten des Tiefertretens der Leitstelle unter kontinuierlicher CTG-Überwachung und ggf. weiterführender diagnostischer Maßnahmen, wie z.B. der Fetalblutanalyse, gerechtfertigt. Der Geburtsfortschritt muss gegeben sein und evtl. durch die Optimierung der Wehentätigkeit mittels tokergischer Therapie aktiv unterstützt werden. Durch dieses Vorgehen lassen sich unnötige Sektiones sowie vaginal operative Entbindungen vermeiden.