Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - PO01_11
DOI: 10.1055/s-0031-1293315

Antiallergische Therapie mit Cetirizin in der Frühschwangerschaft–teratogenes Potential?

WE Paulus 1, S Schloemp 1
  • 1Institut für Reproduktionstoxikologie, Ravensburg

Ziel: Bei Cetirizin handelt es sich um einen H1-Rezeptor-Antagonisten der zweiten Generation, der als Antiallergikum mit gering sedierenden Eigenschaften häufig auch von Patientinnen im fertilen Alter verwendet wird. Angesichts einer unzureichenden Datenlage in der Frühgravidität formulieren die Hersteller nach wie vor eine Kontraindikation für die Schwangerschaft. Die Evaluation der seit 1989 bestehenden Datenbank unseres Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums soll die Risikoeinschätzung verbessern.

Methodik: In Rahmen einer prospektiven Followup-Studie wurden nach Kontaktaufnahme mit unserem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum zwischen 1990 und 2010 296 Schwangerschaftsausgänge nach Anwendung von Cetirizin (n=263) und Levocetirizin (n=33) im I.Trimenon dokumentiert. Die Befunde wurden unter Einsatz des Fisher's Exact Testes mit den Daten eines Kontrollkollektives (n=777) aus demselben Zeitraum verglichen, das nicht oder unproblematisch exponiert war.

Ergebnis: Die Spontanabortrate nach Einnahme von Cetirizin / Levocetirizin (27/284=9,5%) unterschied sich nicht vom Kontrollkollektiv (81/757=10,7%). Die Rate kongenitaler Anomalien (11/257=4,3%) lag nicht signifikant über dem Befund im Kontrollkollektiv (27/676=4,0%; RR 1,07; 95%-Konfidenzintervall 0,51–2, 21). Ein homogenes Fehlbildungsmuster fiel nicht auf. Auch die Rate der Schwangerschaftsabbrüche nach Therapie mit Cetirizin / Levocetirizin im I. Trimenon (12/296=4,1%) überstieg nicht signifikant den Anteil in der Kontrollgruppe (20/777=2,6%).

Schlussfolgerung: Ein erhöhtes Abort- oder Fehlbildungsrisiko nach Einsatz von Cetirizin bzw. Levocetirizin im I. Trimenon lässt sich in unserem Kollektiv nicht nachweisen. Um Patientinnen mit allergischen Erkrankungen im fertilen Alter genügend Sicherheit zu vermitteln, sollten weitere Daten zur Anwendung von H1-Rezeptor-Antagonisten der zweiten Generation in der Schwangerschaft gesammelt werden.

Literatur: Kallen B. Use of antihistamine drugs in early pregnancy and delivery outcome. J Matern Fetal Neonatal Med 2002;11: 146-152 Weber-Schoendorfer C, Schaefer C. The safety od cetirizine during pregnancy. A prospective observational study. Reprod Toxicol 2008;26:19-23