Suchttherapie 2011; 12 - A17
DOI: 10.1055/s-0031-1293195

Berliner EvAS – Evaluation von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft

M Nagel 1, D Hüseman 1, JP Siedentopf 1
  • 1Charité, Virchow-Klinikum, Klinik für Geburtsmedizin, Infektionsambulanz, Berlin

Folgeerkrankungen durch maternalen Alkoholkonsum (FAS, FASD) in der Schwangerschaft stellen die häufigste vermeidbare konnatale Fehlbildung bzw. Schädigung dar. Um sie zu vermeiden muss die Aufklärung der Schwangeren zur kompletten Alkoholabstinenz erfolgen. Alkoholfolgeerkrankungen können nur bei bekannter Alkoholanamnese diagnostiziert werden. Die übliche Fragetechnik zur Erhebung des Alkoholkonsums in der Schwangerschaft hat bei einer eigenen Untersuchung eine unbefriedigende Korrelation mit tatsächlich im Urin erfolgtem Nachweis von Alkoholkonsum gezeigt. Wir vermuteten, dass die Frage „Trinken Sie Alkohol?“ von der Befragten als die Frage nach einer manifesten Alkoholabhängigkeit (um-)interpretiert wird und somit – zumeist zutreffend – verneint wird.

Ziel war es ein zuverlässiges, praktikables und nicht stigmatisierendes Fragen- und Bewertungstool zu entwickeln.

Methodik: In einer interdisziplinären Arbeitsgruppe wurde das Frage- und

Bewertungsschema entwickelt und in der Schwangerenberatung unserer

Klinik auf seine Anwendbarkeit und Aussagekraft getestet.

Ergebnisse: Wir stellen einen mit wenig Zeitaufwand anwendbaren,

standardisierten Frage- und Bewertungsbogen vor, mit dem der Alkoholkonsum

der Schwangeren zuverlässig erfasst und bewertet werden kann. Nach

tabellarischer Auswertung wird das Konsummmuster einem

Risikoprofil zugeordnet und Handlungsempfehlungen für das weitere Vorgehen

gegeben.

Schlussfolgerung: Durch die Vermeidung stigmatisierender Fragestellungen kann der Alkoholkonsum in der Schwangerschaft leichter thematisiert werden. Die standardisierte Beurteilung und daraus abgeleitete Handlungsempfehlungen können (hoffentlich) zu einer Reduktion von riskantem Alkoholkonsum in der Schwangerschaft führen.