Zusammenfassung
Die Anatomie des Schläfenbeins ist aufgrund der vielen nahe beieinander gelegenen
wichtigen Strukturen komplex. Im Bereich des Schläfenbeins verlaufen die Hirnnerven
V, VI, VII und VIII. An Gefäßstrukturen sind im Schläfenbein die A. carotis interna
und die A. meningea media, der Sinus sigmoideus sowie der Bulbus jugularis lokalisiert.
Des Weiteren sind hier die sensorineuralen und häutigen Strukturen des Innenohrs zu
finden. Die meisten Schläfenbeinfrakturen werden durch ein starkes stumpfes Schädeltrauma
hervorgerufen. Die Multidetektor-CT (-Computertomografie) spielt eine grundlegende
Rolle bei der Erstbeurteilung von Patienten mit Polytrauma in der Notaufnahme. Die
Multidetektor-CT kann dabei helfen, wichtige Strukturverletzungen zu erkennen, die
mit schwersten Komplikationen einhergehen können. Zu diesen Komplikationen zählen
sensorineurale und Schallleitungsschwerhörigkeit, Schwindel und Gleichgewichtsstörungen,
perilymphatische Fisteln, Liquorleckagen, Gesichtsnervlähmung und Gefäßverletzungen.
Die Klassifikation der Schläfenbeinfrakturen unterstützt den Arzt zwar dabei, die
traumabedingten Komplikationen zu verstehen, vorherzusehen und die Behandlung zu planen.
Jedoch ist die Identifizierung kritischer Strukturen wichtiger für die Behandlungsplanung
und Prognosestellung als die einfache Klassifikation von Schläfenbeinfrakturen in
einer allgemeinen Kategorie. Viele Schläfenbeinfrakturen lassen sich bei Patienten
mit Polytrauma leicht mit einer routinemäßigen Multidetektor-CT-Aufnahme von Kopf,
Halswirbelsäule, Kiefer und Gesicht identifizieren und beschreiben, ohne dass eine
spezielle Multidetektor-CT-Aufnahme des Schläfenbeins gemacht wird. Eine solche spezielle
Schläfenbeinaufnahme sollte jedoch in Erwägung gezogen werden, wenn zwar ein ausgeprägter
Verdacht auf eine Schläfenbeinfraktur besteht, sich in den CT-Aufnahmen von Kopf,
Halswirbelsäule, Kiefer und Gesicht aber keine Frakturen erkennen lassen.
Abstract
The temporal bone anatomy is complex, with many critical structures in close association
with one another. The temporal bone region comprises cranial nerves V, VI, VII, and
VIII; vascular structures such as the internal carotid and middle meningeal arteries;
sigmoid sinus; jugular bulb; and sensorineural and membranous structures of the inner
ear. Most temporal bone fractures are a result of high-energy blunt head trauma. Multidetector
computed tomography (CT) plays a fundamental role in the initial evaluation of patients
with polytrauma in the emergency department. Multidetector CT may help identify important
structural injuries that may have devastating complications such as sensorineural
hearing loss, conductive hearing loss, dizziness and balance dysfunction, perilymphatic
fistulas, cerebrospinal fluid leaks, facial nerve paralysis, and vascular injury.
Although classifying temporal bone fractures helps physicians understand and predict
trauma-associated complications and guide treatment, identifying injury to critical
structures is more important for guiding management and determining prognosis than
is simply classifying temporal bone fractures into a general category. Many temporal
bone fractures and complications may be readily identified and characterized at routine
cervical, maxillofacial, and head multidetector CT performed in patients with polytrauma,
without the need for dedicated temporal bone multidetector CT. Dedicated temporal
bone multidetector CT should be considered when there is a high degree of suspicion
for temporal bone fractures and no fractures are identified at head, cervical, or
maxillofacial CT.