Zentralbl Chir 2011; 136 - P_74
DOI: 10.1055/s-0031-1289105

Akuter transvaginaler Dünndarmprolaps als Spätkomplikation einer abdominellen Hysterektomie

A Schimmel 1, V Betz 1, J Jarzembowski 1, S Claas 1, T Traska 1
  • 1Agaplesion Bethesda-Krankenhaus Wuppertal, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Wuppertal, Germany

Ein akuter Dünndarmvorfall nach einer stattgehabten Hysterektomie ist eine sehr seltene Komplikation. Die Inzidenz ist so gering, dass nur sehr wenig beschriebene Fälle in der Literatur zu finden sind. Eine 85-jährige Patientin stellte sich in den Morgenstunden in unserer Chirurgischen Ambulanz mit seit der Nacht zunehmenden Unterbauchschmerzen und progredientem transvaginalem Darmvorfall vor. Anamnestisch war vor 41 Jahren eine abdominelle Hysterektomie durchgeführt worden. Klinisch bot sich ein weiches Abdomen, keine Peritonitiszeichen. Transvaginal ließ sich ein geöffneter Scheidenstumpf tasten. Der prolabierte Darmanteil konnte nicht von außen reponiert werden. Die Patientin wurde nach entsprechender präoperativer Vorbereitung einer Notfall-Operation zugeführt. Intraoperativ zeigte sich eine vorgefallene Dünndarmzone aus dem Ileum, welche auch nach Reposition deutliche Ischämiezeichen aufwies. Es erfolgte daher eine Dünndarmsegmentresektion des Ileums mit Kontinuitäts-Wiederherstellung durch eine termino-terminale Ileostomie. Des Weiteren wurde der Scheidenstumpf nachresiziert und mit durchgreifenden Nähten verschlossen. Es erfolgte zudem eine Peritonealisierung des Beckenbodens mittels einer Netzplombe. Postoperativ ergaben sich keine Komplikationen, die Wundheilung verlief per primam, regelhaftes Defäkationsverhalten im Verlauf. Die Patientin konnte am 14. postoperativen Tag mit reizlosen Wundverhältnissen und subjektivem Wohlbefinden entlassen werden. Der transvaginale Dünndarmprolaps als Spätkomplikation einer vorausgegangenen abdominellen Hysterektomie ist äußerst selten und stellt eine absolute und dringende Operationsindikation, auch nach erfolgreicher äußerer Reposition dar, um eine Inkarzeration mit ggf. konsekutiver Ischämie der betroffenen Darmanteile rechtzeitig zu erkennen sowie zum Verschluss des eröffneten Vaginalstumpfes. Besondere Bedeutung erhält jedoch die Vermeidung eines Rezidivs. Hierfür sind in der Literatur mehrere operative Möglichkeiten beschrieben. Im diesem Fall wurde sich für das Einbringen einer Netzplombe zur Douglasobliteration entschieden. Mögliche Therapieoptionen zur Rezidivprophylaxe wären unter anderem ein operativer Verschluss der Vagina (Kolpokleisis), eine Kolpektomie und/oder eine Sakropexie.