Zentralbl Chir 2011; 136 - P_50
DOI: 10.1055/s-0031-1289081

Behandlung der Thrombophlebitis – Was therapieren wir – was sollen wir therapieren und wie sollen wir therapieren?-

M Pillny 1, K Maylahn 1
  • 1Elisabeth Krankenhaus, Gefäßchirurgie, Recklinghausen, Germany

Fragestellung: Die Entzündung der oberflächlichen Venen war schon im Altertum bekannt und wurde durchaus erfolgreich mit Blutegeln behandelt. Die moderne Medizin stellt hinsichtlich der Diagnostik und Therapie hohe Anforderungen, hat aber bis dato keine Evidence-based schlüssigen Antworten über das Was, Wie, Wie lange und Warum. Die existierenden Leitlinien sind veraltet und sind jetzt in Bearbeitung.

Methodik: Wir haben im Frühjahr dieses Jahres eine Umfrage unter 304 in Kliniken tätigen Mitgliedern der deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie zur Therapie der Thrombophlebitis durchgeführt. Hierbei wurde zwischen konservativer und operativer Therapie im Fragebogen unterschieden. Die Rücklaufquote betrug mit 44 komplett ausgefüllten verwertbaren Bögen 15%.

Ergebnis: Als Diagnostik wurde in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle ein Complete Compression Ultrasound in 100% der Fälle durchgeführt. Ein venöser Doppler wurde noch bei 40% der Patienten begleitend durchgeführt. Die übrigen Untersuchungen wie Phlebografie, LRR und Plethysmografie wurden von 20–30% der Befragten als Diagnostik angegeben. Eine regelrecht durchgeführte Antikoagulation wurde in 70% der Fälle bejaht und in 92% der Fälle mit einem niedermolekularen Heparin durchgeführt. Die Patienten wurden zu 32% therapeutisch, zu 48% prophylaktisch antikoaguliert. Die Dauer der Antikoagulation schwankte zwischen 2 und 12 Wochen. In Ausnahmefällen wurde auch längerfristig antikoaguliert. Hier war die Mitbeteiligung des tiefen Venensystems, eine Lungenembolie oder eine vorbestehende Thrombophilie als Grund angegeben worden. 22% der befragten Kollegen sahen eine Kompressionsbehandlung als obligat an. 93% der Patientin wurden sofort mobilisiert, 4% wurden immobilisiert.

Die Notfallcrossektomie bei Beteiligung der Crossenregion wurde in 95% der Fälle bejaht und auch durchgeführt. In der überwiegenden Mehrzahl wurde eine alleinige Crossektomie ohne Exhairese der Vena saphena magna durchgeführt.

Schlussfolgerung: Die Behandlung der Thrombophlebitis findet in der Mehrzahl der Fälle im ambulanten Bereich statt. Ein Konzept, das auf evidenz-basierter Grundlage erstellt wurde, existiert bis dato nicht und muss in näherer Zukunft zwingend erstellt werden. Auch bleibt die Frage der ambulanten, sprich in der Regel hausärztlichen Therapie unbeantworte. Zu dieser Frage findet zur Zeit eine regionale Umfrage statt.