Zentralbl Chir 2011; 136 - P_43
DOI: 10.1055/s-0031-1289074

Fehlinterpretation einer Klammernahtreihe als Corpus alienum

A Granetzny 1, A Boseila 2, N Holtbecker 3, H Thomas 3
  • 1Klinikum Niederrhein, Thoraxchirurgie, Duisburg, Germany
  • 2Klinikum Bielefeld Mitte, Thoraxchirurgie, Bielefeld, Germany
  • 3St. Elisabeth-Krankenhaus, Pneumologie, Dorsten, Germany

Einleitung: Belassene Fremdkörper stellen ein erhebliches medizinisches und juristisches Problem dar. Vorgestellt wird der Fall eines lobektomierten Patienten, bei dem es Hinweise auf ein Corpus alienum gab, die sich intraoperativ nicht bestätigen ließen.

Kasuistik: Bei einem 58-jährigen Patienten erfolgte wegen einer karnifizierten Pneumonie eine Unterlappenresektion links. Wegen des kaum ausgeprägten Lappenspaltes mussten drei GIA-Klammernaht-Magazine verwendet werden.

Am 10. postoperativen Tag entwickelte sich eine entzündliche Konstellation und im CT-Befund wurde der dringende Verdacht auf eine belassene Kompresse geäußert.

Deshalb erfolgte die Rethorakotomie. Die erwartete Kompresse konnte trotz aufwendiger Präparation in dem massiv entzündlichen Situs nicht identifiziert werden. Letztlich konnte mittels Bildwandler gezeigt werden, dass es sich bei dem im CT suspekten Befund um die Klammernahtreihe handelte.

Es stellte sich nun für uns die Frage, wie diese unnötige Thorakotomie hätte vermieden werden können. Zunächst wurde eine Klammernahtreihe zusammen mit einer Kompresse geröntgt. Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede bezüglich der Regelmäßigkeit der Strukturen. In einem zweiten Schritt wurde die konventionelle Thoraxaufnahme mit beiden „Fremdkörpern„ an einem Probanden wiederholt. Hier war die Unterscheidung schon wesentlich schwieriger.

Schlussfolgerung: Wenn nach einer Thorakotomie und Verwendung von Klammernähten klinisch und bildmorphologisch der Verdacht auf einen Fremdkörper besteht, sollte auch an die Fehlinterpretation einer Klammernaht als Corpus alienum gedacht werden.

Chest 2008; 133: 281–283