Zentralbl Chir 2011; 136 - P_40
DOI: 10.1055/s-0031-1289071

Biomechanische Evaluation verschiedener Rekonstruktionstechniken nach Lig. patellae Ruptur

A Weimann 1, D Yao 1, M Herbort 1, MJ Raschke 1
  • 1Universitätsklinikum Münster, Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster, Germany

Fragestellung: Ziel dieser biomechanischen Studie war die Evaluation der Primärstabilität verschiedener Rekonstruktionstechniken nach Ruptur des Lig. patellae. Ziel war es, einer der etablierten Technik gleichwertige, minimal invasive und resorbierbare Rekonstruktionsmöglichkeit zu evaluieren.

Methodik: Für diese Studie wurden insgesamt 60 porcine Kniegelenke verwendet und in 6 Gruppen aufgeteilt. Es erfolgte die Rekonstruktion der simulierten Lig. patellae Ruptur mittels etablierter 1,2mm McLaughlin-Draht-Cerclage (Gruppe 1), mit 1,3mm McLaughlin-PDS-Cerclage (Gruppe 2) und mit einer Anker-Technik (Gruppe 3).

In einem biomechanischen Versuchsaufbau wurden zunächst Einzelzyklustestungen durchgeführt. Analysiert wurden Steifigkeit, Versagenslast, max. Last und Versagensmodus. Dann erfolgte die zyklische Testung der drei unterschiedlichen Rekonstruktionstechniken mittels eines Rampenprotokolls zwischen 60 N und 240 N und einer Zykluszahl von 1–1200. Die Auswertung erfolgte für die Elongation in jedem Segment, die Gesamtelongation, sowie der Vergleich in jedem Zug- und Zyklussegment. Abschließend wurde der Versagensmodus dokumentiert.

Ergebnisse: Sowohl in den Einzelzyklustestungen als auch in den zyklischen Testungen konnten die besten Ergebnisse für die 1,2mm McLaughlin-Draht-Cerclage (Gruppe 1) dokumentiert werden. Die mittels 1,3mm McLaughlin-PDS-Cerclage (Gruppe 2) rekonstruierten Ligamente zeigten nur bei der Steifigkeit abweichende Ergebnisse. Die mittels Ankertechnik versorgten Rupturen zeigten signifikant schlechtere Ergenisse. In den zyklischen Versuchen kam es in 15% der Fälle zu einem vorzeitigen Versagen der Anker-Technik.

Beim Versagensmodus konnte für die beiden Cerclage-Techniken ein Durchwandern der Cerclagen durch den Knochen dokumentiert werden, hingegen zeigte die Anker-Technik in den meisten Fällen ein Versagen des Nahtmaterials am Anker, bzw. ein Herausreißen der einzelnen Anker aus dem Knochen.

Schlussfolgerungen: Die erhobenen biomechanischen Daten zeigen, dass eine Rekonstruktion mit einer 1,2mm McLaughlin-Draht-Cerclage die biomechanisch stabilste Lösung darstellt. Vergleichbare Ergebnisse konnten jedoch für die 1,3mm McLaughlin-PDS-Cerclage dokumentiert werden. Diese Technik hat jedoch den Vorteil, dass eine zweite Operation zur Implantatentfernung nicht mehr notwendig ist. Die Anker-Technik zeigte die schlechteren biomechnischen Eigenschaften und sollte daher zu einem sehr konservativen Nachbehandlungsschema führen.