Zentralbl Chir 2011; 136 - P_16
DOI: 10.1055/s-0031-1289047

Seltene Komplikation und Verlauf nach einer laparoskopischen Cholezystektomie

A Blanco Belver 1, S Ulrich 1, G Fröschle 1, J Zieren 1
  • 1Marienhospital Herne, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, Chirurgische Klinik, Herne, Germany

Die laparoskopische Cholezystektomie ist ein Routineeingriff bei symptomatischen rechtsseitigen Oberbauchbeschwerden und nachgewiesenen Gallenblasensteinen. Im vorliegenden Fall wurde eine 60-jährige Patientin mit durch den Hausarzt nachgewiesenen Gallenblasensteinen und rezidivierenden rechtsseitigen Oberbauchbeschwerden zur laparoskopischen Cholezystektomie eingewiesen. Eine präoperative Sonografie bestätigte den Befund bei unauffälligem zentralen Gallengangssystem; gastroskopisch bestand eine leichte Gastritis. Daraufhin wurde die laparoskopische Cholezystektomie ohne Besonderheiten und primär komplikationslos durchgeführt. Am zweiten postoperativen Tag klagte die Patientin über plötzlich aufgetretene krampfartige rechtsseitige Oberbauchbeschwerden, die laut Patientin ähnlich imponierten wie die Beschwerden, die zur Gallenblasenoperation führten. Die eingelegte Drainage war ebenso unauffällig wie die orientierende Sonografie des Abdomens. Auch die Endosonografie der extrahepatischen Gallenwege und des Pankreas sowie die aktuellen Laborwerte erbrachten keinen Aufschluss über die Genese. Aufgrund des starken Schmerzcharakters wurde umgehend ein Abdomen CT durchgeführt, das eine Dünndarminvagination im Bereich des mittleren Jejunums ergab. Die Patientin wurde sofort relaparoskopiert, wodurch die Invagination zwar gelöst aber auch ein tastbarer Dünndarmtumor in diesem Bereich festgestellt wurde. Über eine Trokarerweiterung wurde dieses Segment extrakorporal reseziert, wobei sich ein großes submuköses Lipom (4×3 x 2,7cm) zeigte. Der weitere Verlauf war komplikationslos und die Patientin bis heute völlig beschwerdefrei. Das Häufige ist häufig und das Seltene ist selten. Ob die rechtsseitigen Oberbauchbeschwerden tatsächlich durch die Gallenblasensteine oder eher durch das große Adenom verursacht wurden bleibt Spekulation. Der Fall zeigt, wie wichtig es ist, postoperative Beschwerden und vermeintliche Komplikationen ernst zu nehmen. Ohne die umgehende CT-Diagnostik trotz unauffälligem Sonografiebefund und Paraklinik wäre die Diagnose und richtige Behandlung vermutlich nicht zeitnah erfolgt, sondern die Beschwerden als Postcholezystektomiesyndrom fehlinterpretiert worden.