Zentralbl Chir 2011; 136 - P_08
DOI: 10.1055/s-0031-1289039

Kleine Ursache – große Komplikation

S Ulrich 1, A Blanco Belver 1, G Fröschle 1, J Zieren 1
  • 1Marienhospital Herne, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, Chirurgische Klinik, Herne, Germany

Eine 71-jährige stationäre Patientin einer anderen Klinik entwickelte die Zeichen eines akuten Abdomens, worauf sie chirurgisch vorgestellt wurde. Klinisch bestand ein akutes Abdomen mit Abwehrspannung im Mittelbauch und zunehmender AZ-Verschlechterung seit 2 Tagen. Paraklinisch Anstieg der Entzündungszeichen, sonografisch kein wegweisender Befund. Das Abdomen-CT mit KM zeigte ein Dünndarmkonglomerat im rechten Mittelbauch und Verdacht auf einen schmalen metallhaltigen Fremdkörper. Der Patientin war keine Fremdkörperaufnahme bewusst. Unmittelbar erfolgte zunächst die diagnostische Laparoskopie, die ein Dünndarmkonglomerat mit Begleitentzündung zeigte, was laparoskopisch nicht weiter exploriert werden konnte. Nach Konversion und Laparotomie konnten diese Schlingen freipräpariert werden. Es bestand eine ausgeprägte interenterische Entzündung ohne Perforationszeichen. In einer Schlinge konnte ein Fremdkörper ertastet und über eine Enterotomie geborgen werden: eine unversehrte Tablette in einem Blister. Der postoperative Verlauf war komplikationslos. Blister sind moderne Arzneiverpackungen mit transparenter Folienverpackung und dünnem Aluminiumboden. Aus Hygienegründen werden diese teilweise in die Tablettenboxen gestellt, so dass der Patient diese noch vor Einnahme aus der Schutzhülle nehmen muss. Im vorliegenden Fall hat die ansonsten voll orientierte Patientin die Tablette gegriffen und die härtere Klarsichtoberfläche als Gelatineüberzug gedeutet, wie die gezielte spätere Befragung ergab. 2 Aspekte sind an dem vorliegenden Fall besonders: Zum einen ist der CT-Nachweis eines Blisters schwer und bislang weltweit nur in einem anderen Fall gelungen. Zum anderen ist die Tatsache, dass es zu einer gedeckten Perforation gekommen war, ebenfalls selten. Viele dieser Ingestionen werden vermutlich unverändert ausgeschieden. Im vorliegenden Fall scheint die gedeckte Perforation zu einem Konglomerat geführt zu haben, wodurch der Weitertransport des Blisters verhindert wurde. Als Fazit ergibt sich die klare Empfehlung, Tabletten ohne diese Umverpackung in Tablettenboxen zu stellen.