Fragestellung: Bei der Pankreastransplantation (PTX) gilt die portal-venöse (pv) Anastomose im Vergleich
zur systemisch-venösen (sv) Anastomose als physiologischer; dennoch wird weltweit
der Großteil der Transplantatpankreata systemisch-venös drainiert.
Methodik: In den Jahren 2005–2008 wurden am Transplantationszentrum Bochum insgesamt 83 PTX,
davon 72 als kombinierte Pankreas-Nierentransplantationen (PNTX), durchgeführt. Hierbei
erfolgte eine Umstellung von der systemisch-venösen (n=38) auf die portal-venöse (n=45)
Drainagetechnik und es wurden retrospektiv die chirurgischen Komplikationen in Abhängigkeit
von der Drainagetechnik untersucht.
Ergebnisse: Der Anteil der Pankreastransplantat-Verluste im ersten Jahr ist mit 15,8% in der
sv-drainierten Gruppe und 13,3% in der pv-drainierten Gruppe vergleichbar. Intraoperativ
kam es bei zwei Patienten der pv-drainierten Gruppe und bei einem Patienten der sv-drainierten
Gruppe zur Thrombose der A. lienalis des Pankreastransplantates mit erfolgreicher
Thrombektomie im Rahmen der Transplantation. Bei einem Patienten musste intraoperativ
die pv Anastomose gelöst und eine sv Anastomose durchgeführt werden. Durchschnittlich
dauerte die kombinierte PNTX mit pv Anastomose 15,9 Minuten länger als die PNTX mit
sv Anastomose (p=0,350). Demgegenüber sind Häufigkeit und Schweregrad der postoperativen
Transplantatpankreatitis in der sv-drainierten Gruppe höher als in der pv-drainierten
Gruppe (Anteil der Patienten mit mindestens einer operativen Revision bei Transplantatpankreatitis
23,6% vs. 8,8%). Andere Komplikationen wie Nachblutung, Anastomoseninsuffizienz oder
Wundheilungsstörung zeigen hinsichtlich Häufigkeit und Schwere keine signifikanten
Unterschiede.
Schlussfolgerung: Die Umstellung der venösen Drainagetechnik von sv auf pv geht nicht mit höheren Komplikationsraten
einher. Allerdings sollte intraoperativ bei jedem einzelnen Patienten eine kritische
Beurteilung des Situs und die individuelle Wahl der venösen Drainagetechnik erfolgen.