Zentralbl Chir 2011; 136 - V_54
DOI: 10.1055/s-0031-1289019

Chirurgische Komplikationen nach kombinierter Pankreas-Nieren-Transplantation mit portal-venöser versus systemisch-venöser Drainagetechnik

A Teodoridis 1, P Schenker 1, A Wunsch 1, R Viebahn 1
  • 1Knappschaftskrankenhaus Bochum-Langendreer, Chirurgische Universitätsklinik, Bochum, Germany

Fragestellung: Bei der Pankreastransplantation (PTX) gilt die portal-venöse (pv) Anastomose im Vergleich zur systemisch-venösen (sv) Anastomose als physiologischer; dennoch wird weltweit der Großteil der Transplantatpankreata systemisch-venös drainiert.

Methodik: In den Jahren 2005–2008 wurden am Transplantationszentrum Bochum insgesamt 83 PTX, davon 72 als kombinierte Pankreas-Nierentransplantationen (PNTX), durchgeführt. Hierbei erfolgte eine Umstellung von der systemisch-venösen (n=38) auf die portal-venöse (n=45) Drainagetechnik und es wurden retrospektiv die chirurgischen Komplikationen in Abhängigkeit von der Drainagetechnik untersucht.

Ergebnisse: Der Anteil der Pankreastransplantat-Verluste im ersten Jahr ist mit 15,8% in der sv-drainierten Gruppe und 13,3% in der pv-drainierten Gruppe vergleichbar. Intraoperativ kam es bei zwei Patienten der pv-drainierten Gruppe und bei einem Patienten der sv-drainierten Gruppe zur Thrombose der A. lienalis des Pankreastransplantates mit erfolgreicher Thrombektomie im Rahmen der Transplantation. Bei einem Patienten musste intraoperativ die pv Anastomose gelöst und eine sv Anastomose durchgeführt werden. Durchschnittlich dauerte die kombinierte PNTX mit pv Anastomose 15,9 Minuten länger als die PNTX mit sv Anastomose (p=0,350). Demgegenüber sind Häufigkeit und Schweregrad der postoperativen Transplantatpankreatitis in der sv-drainierten Gruppe höher als in der pv-drainierten Gruppe (Anteil der Patienten mit mindestens einer operativen Revision bei Transplantatpankreatitis 23,6% vs. 8,8%). Andere Komplikationen wie Nachblutung, Anastomoseninsuffizienz oder Wundheilungsstörung zeigen hinsichtlich Häufigkeit und Schwere keine signifikanten Unterschiede.

Schlussfolgerung: Die Umstellung der venösen Drainagetechnik von sv auf pv geht nicht mit höheren Komplikationsraten einher. Allerdings sollte intraoperativ bei jedem einzelnen Patienten eine kritische Beurteilung des Situs und die individuelle Wahl der venösen Drainagetechnik erfolgen.