Fragestellung: Neue chirurgische Therapieansätze in der Bauchwand-, Nabel- und Narbenhernienchirurgie
sollen den Patienten schneller wieder in das Berufs- und Alltagsleben integrieren.
Unter den verschiedenen OP-Verfahren stellt das Intra-Peritoneale-Onlay-Mesh (IPOM)
die neueste Entwicklung dar. Jedoch existieren kaum Daten über Frühkomplikationen.
In dieser retrospektiven klinischen Studie werden die Frühkomplikationen nach IPOM-Verfahren
analysiert.
Methode: Von I/2009 bis VI/2011 wurden 189 Patienten mit Bauchwand- und Narbenhernien elektiv
versorgt. Es wurden 51 als Direktnaht, 5 als Onlay, 77 als Sublay und 56 als offene
IPOM-Plastik operiert. Die Direktnaht wurde bei Hernien mit einer Bruchlücke <2cm
vorgenommen, die Sublay-Technik bei größeren Hernien und/oder erhöhtem BMI. Das IPOM-Verfahren
kam bei sehr großen Hernien nach Bauchdeckenersatz mittels Vicryl-Netz oder Gitterbrüchen
sowie Rezidivhernien zur Anwendung.
Ausgewertet wurden Alter, stationärer Aufenthalt, Herniengröße, und Frühkomplikationen
innerhalb 30 Tagen postoperativ.
Ergebnisse: Bei den 56 offenen IPOMs zeigten sich folgende Komplikationen:
1 Netzdislokation
2 Serome
4 Wundheilungsstörungen
2 Harnwegsinfekte
1 Pneumonie
10 starke postoperative Schmerzen
Diskussion: Das IPOM-Verfahren kommt bei großen, komplexen und Rezidivhernien zur Anwendung.
In unserer Serie von 56 Patienten war die Rate wesentlicher Komplikationen im Vergleich
zur Literatur gering. Die erhöhte Komplikationsrate für postop. Schmerz erklärt sich
durch Versorgung von Hernien nach Bauchdeckenersatz mittels Vicryl-Netz und somit
weit auseinander gewichenen Rectusbäuchen. Wundheilungsstörungen zeigten sich bei
extrem ausgedünnter Haut. Die Netzdislokation fand sich bei einer Patientin mit BMI
>35 bei schwerer COPD und einem monströsen Narbenbruch. Die OP-Zeit ist im Vergleich
zur Sublay-Technik verkürzt. Die Patienten sind schnell mobil. Die Allgemeinkomplikationen
zeigen keinen Unterschied.
Aufgrund der Mehrkosten für das Netz wird das IPOM-Verfahren bislang häufig nur als
Ultima ratio bei komplexen Hernien und Rezidivhernien eingesetzt. Kommt es bei „normalen„
Hernien zur Anwendung, zeigen die Patienten eine deutlich schnellere Mobilisation
und weniger Schmerzen als beim Sublay-Verfahren. Eine raschere Wiedereingliederung
in das Berufs- und Alltagsleben ist die Folge, die volkswirtschaftlich die höheren
Netzkosten überwiegt. Somit ist die IPOM-Technik eine Alternative zum klassischen
Sublay-Netz.