Zentralbl Chir 2011; 136 - V_29
DOI: 10.1055/s-0031-1288993

Frühkomplikationen nach Bauchwandhernien – Wie macht sich das IPOM-Verfahren?

M Jakob 1, SA Simon 1, J Erhard 1
  • 1Evangelisches und Johanniter Klinikum Niederrhein, Klinik für Chirurgie, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Duisburg, Germany

Fragestellung: Neue chirurgische Therapieansätze in der Bauchwand-, Nabel- und Narbenhernienchirurgie sollen den Patienten schneller wieder in das Berufs- und Alltagsleben integrieren.

Unter den verschiedenen OP-Verfahren stellt das Intra-Peritoneale-Onlay-Mesh (IPOM) die neueste Entwicklung dar. Jedoch existieren kaum Daten über Frühkomplikationen.

In dieser retrospektiven klinischen Studie werden die Frühkomplikationen nach IPOM-Verfahren analysiert.

Methode: Von I/2009 bis VI/2011 wurden 189 Patienten mit Bauchwand- und Narbenhernien elektiv versorgt. Es wurden 51 als Direktnaht, 5 als Onlay, 77 als Sublay und 56 als offene IPOM-Plastik operiert. Die Direktnaht wurde bei Hernien mit einer Bruchlücke <2cm vorgenommen, die Sublay-Technik bei größeren Hernien und/oder erhöhtem BMI. Das IPOM-Verfahren kam bei sehr großen Hernien nach Bauchdeckenersatz mittels Vicryl-Netz oder Gitterbrüchen sowie Rezidivhernien zur Anwendung.

Ausgewertet wurden Alter, stationärer Aufenthalt, Herniengröße, und Frühkomplikationen innerhalb 30 Tagen postoperativ.

Ergebnisse: Bei den 56 offenen IPOMs zeigten sich folgende Komplikationen:

1 Netzdislokation

2 Serome

4 Wundheilungsstörungen

2 Harnwegsinfekte

1 Pneumonie

10 starke postoperative Schmerzen

Diskussion: Das IPOM-Verfahren kommt bei großen, komplexen und Rezidivhernien zur Anwendung. In unserer Serie von 56 Patienten war die Rate wesentlicher Komplikationen im Vergleich zur Literatur gering. Die erhöhte Komplikationsrate für postop. Schmerz erklärt sich durch Versorgung von Hernien nach Bauchdeckenersatz mittels Vicryl-Netz und somit weit auseinander gewichenen Rectusbäuchen. Wundheilungsstörungen zeigten sich bei extrem ausgedünnter Haut. Die Netzdislokation fand sich bei einer Patientin mit BMI >35 bei schwerer COPD und einem monströsen Narbenbruch. Die OP-Zeit ist im Vergleich zur Sublay-Technik verkürzt. Die Patienten sind schnell mobil. Die Allgemeinkomplikationen zeigen keinen Unterschied.

Aufgrund der Mehrkosten für das Netz wird das IPOM-Verfahren bislang häufig nur als Ultima ratio bei komplexen Hernien und Rezidivhernien eingesetzt. Kommt es bei „normalen„ Hernien zur Anwendung, zeigen die Patienten eine deutlich schnellere Mobilisation und weniger Schmerzen als beim Sublay-Verfahren. Eine raschere Wiedereingliederung in das Berufs- und Alltagsleben ist die Folge, die volkswirtschaftlich die höheren Netzkosten überwiegt. Somit ist die IPOM-Technik eine Alternative zum klassischen Sublay-Netz.