Zentralbl Chir 2011; 136 - V_17
DOI: 10.1055/s-0031-1288981

Glenoidrekonstruktion bei inverser Prothese – welche Möglichkeiten gibt es?

JT Schmenk 1, C Paul 1
  • 1Evangelische Kliniken Bonn – Waldkrankenhaus, Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany

Hintergrund: Aufgrund steigender Zahlen inverser Schulter-TEP sehen wir zunehmend Folgekomplikationen wie Ausbruch oder Lockerung der Glenoidkomponente. Aus der operativen Erfahrung bei Omarthrose mit primärer Glenoiddestruktion haben wir gelernt, das Glenoid auch bei Ausbruch der Metaglene mit allogenem Knochen zu rekonstruieren und ein- oder zweizeitig eine inverse Prothese zu implantieren.

Methode: In unserer Klinik haben wir seit 2008 sowohl allogene als auch autologe Glenoidaugmentationen durchgeführt. Je nach CT-Befund wurde das Glenoid bei Destruktion primär augmentiert, entweder autolog (Humeruskopf) oder allogen (Fa. Tutoplast Hüftkopf). Bei ausgebrochener Glenoidkomponente als Komplikation nach inverser Schulter-TEP konnte das Glenoid sekundär mit allogenem Knochen ein- oder zweizeitig rekonstruiert werden. Mit einer Ausnahme wurde eine Standard-Metaglene verwendet.

Ergebnisse: Bei insgesamt 16 Patienten musste eine Glenoidaugmentation erfolgen. Davon wurden 13 Patienten primär augmentiert (81%), 3 sekundär (19%). In der ersten Gruppe wurden 5 Patienten durch autologes, 8 durch allogenes Knochenmaterial augmentiert. Alle Patienten wurden nach 6 Wochen, 6 Monaten und einem Jahr nachuntersucht, bei 6 Patienten steht die Jahreskontrolle noch aus. In der Gruppe der Patienten mit primärer Glenoidaugmentation (13) konnte bei einer allogenen Augmentation eine revisionspflichtige Lockerung (1) nach 6 Monaten beobachtet werden, bei der autologen Rekonstruktion bisher keine (0).

Von den 3 Patienten mit sekundärer Rekonstruktion wurden 2 in einem zweizeitigen Verfahren rekonstruiert, davon erhielt 1 Patient bei Reimplantation eine Stem-Verlängerung der Metaglenekomponente. Bei dem dritten Patienten wurde das Glenoid allogen einzeitig rekonstruiert und zeigte nach zwei Wochen einen Ausbruch mit erheblicher Destruktion des Glenoids ohne erneute Rekonstruktionsmöglichkeit.

Schlussfolgerung: Die Rekonstruktion des Glenoids als einzeitiges Verfahren ist bei primärer Glenoiddestruktion sinnvoll, die Revisionsrate war bei allogener Augmentation erhöht im Vergleich zur autologen Augmentation. Die Versorgung mit einer Standard-Metaglene ist hierbei möglich.

Bei ausgebrochener Glenoidkomponente halten wir das zweizeitige Verfahren mit allogener Augmentation und Stem-Verlängerung für das sicherere. Angesichts der relativ geringen Patienten-Anzahl kann hier jedoch noch keine endgültige Aussage gemacht werden.