Hintergrund: Die inverse Schulterprothese hat sich in den letzten Jahren zunehmend als Prothese
bei älteren Patienten mit insuffizienter Rotatorenmanschette etabliert. Aufgrund des
Glenoidersatzes ist hierbei eine genaue präoperative Planung erforderlich. Standard
ist in unserer Klinik ein konventionelles Röntgenbild der Schulter in 2 Ebenen mit
Messkugel sowie eine CT-Untersuchung der Schulter, die Beurteilung der Glenoidkonfiguration
erfolgt nach Walch.
Methode: Insgesamt sahen wir seit 2009 81 Patienten mit CT-Diagnostik vor inverser Schulterprothese.
Fokus lag in der axialen Schichtaufnahme durch das Glenoid. Ziel war es, neben der
Walch-Klassifikation die Glenoidkonfiguration zu beurteilen, die das operative Vorgehen
beeinflussen könnte.
Ergebnisse: Bei 15% der Patienten zeigte das CT eine ausgeprägte knöcherne Destruktion des Glenoids
mit Verlagerung der Gelenklinie nach medial, sodass eine Implantation der Glenoidkomponente
ohne Augmentation nicht sinnvoll war. In der Folge wurde bei diesen 12 Patienten eine
Glenoid-Augmentation mittels eines allogenen oder autologen Knochenspans durchgeführt.
Im gleichen Eingriff wurde die inverse Prothese implantiert. Alle Patienten wurden
nach 6 Wochen, 6 Monaten und 1 Jahr klinisch und radiologisch nachuntersucht, hierbei
zeigte sich bei 10 Patienten eine deutliche Verbesserung des Constant-Score im Vergleich
zum präoperativ erhobenen Befund, bei einer Patientin war der Constant-Score gleich,
bei einer Patientin musste bei Lockerung eine Revision stattfinden.
Schlussfolgerung: Die Walch-Klassifikation dient der präoperativen Planung zur Identifikation der Stellung
des Humeruskopfes zum Glenoid sowie der Formation des Glenoids. Hiervon unberücksichtigt
sind das Volumen des Glenoids und darüber hinaus die Position der Gelenklinie. Dies
ist jedoch entscheidend für die Funktionalität der inversen Prothese. Die Inzidenz
derartiger Glenoiddestruktionen ist beachtlich, sie können jedoch mittels autologer
oder allogener Knochenaugmentationen wieder rekonstruiert werden. Somit sind sie keine
Kontraindikation für die Implantation einer inversen Schulterprothese, es erfordert
jedoch je nach CT-Befund die Anpassung des intraoperativen Verfahrens.