Zentralbl Chir 2011; 136 - V_08
DOI: 10.1055/s-0031-1288972

Transtarr-Operation: Wie kann das Risiko einer postoperativen Inkontinenz reduziert werden?

M Löhnert 1
  • 1Klinikum Bielefeld, Standort Rosenhöhe, Klinik für Allgemeinchirurgie und Koloproktologie, Bielefeld, Germany

Fragestellung: Eine berichtete Komplikation der Transtarr-OP ist die postoperative Inkontinenz. Seit 2007 führen wir eine prospektive Untersuchung zur Identifikation von Risikofaktoren für eine postoperative Inkontinenz durch.

Methodik: Alle Patienten mit outlet-obstruction wurden eingeschlossen. Als Ausschlusskriterien galt eine manifeste Stuhlinkontinenz. Alle Operationen wurden von einem Operateur durchgeführt. Die präoperative Evaluation umfasste Inkontinenz- und Obstipationsscores (CACP und CCOS), klinische Untersuchung. Prokto- und Coloskopie, endorektale Sonografie, Sphinktermanometrie und MR-Defäkografie. Intraoperativ wurde die Resektatmenge in Milliliter festgehalten, postoperativ die stationäre Aufenthaltsdauer, Hb-Verlauf post-OP und postoperative Komplikationen erfasst. Bei allen Patienten erfolgte nach 3, 6, 12 und 24 Monaten eine Kontrolluntersuchung.

Ergebnisse: Bei 38 Patienten (36 Frauen, Männer, mittleres Alter 62 Jahre) konnten vollständige Daten über den postoperativen 2-Jahreszeitraum erhoben werden. Die durchschnittliche Resektatmenge betrug 45ml (20–180). AllePatienten zeigten postoperativ nach 3 Monaten eine signifikante Besserung des Obstipationsscores. Bei 3 Patienten mit endosonographischer Sphinkterlücke oder manometrisch reduzierter Externusfunktion trat postoperativ eine Feinkontinenzstörung mit Verschlechterung des Inkontinenzscores auf. Bei 3 Patienten trat eine Hb-wirksame Nachblutung auf, die mittels Umstechung behandelt werden mussten. Bei 4 Patienten, bei denen in der Vorgeschichte eine abdominelle Sigma- oder Rektosigmoidresektion durchgeführt wurde, trat bereits intraoperativ eine Nahtdehiszenz auf, die mittels Handnaht korrigiert werden musste. 1 Patient klagte nach primärer Beschwerdefreiheit nach 6 Monaten wieder über Stuhlentleerungsstörungen. Bei 37 von 38 Pat. war der Obstipationsscore nach 12 und 24 Monaten signifikant verbessert.

Zusammenfassung: Die Transtarr-Operation stellt eine Therapieoption bei symptomatischer Rektocele oder Intussusception dar. Die Komplikationen sind vergleichbar zu denen der STARR-Operation, die Resektatmengen aber wesentlich größer. Bei vorbestehender Sphinkterschädigung scheint die Gefahr einer Feinkontinenzstörung postoperativ zu bestehen. Patienten mit klinischer Entleerungsstörung bei outlet obstruction und erniedrigten Manometriewerten oder endosonographisch nachgewiesenen Sphinkterdefekten sollten deswegen durch alternative Operationsverfahren behandelt werden.