Fragestellung:
SOX2 ist ein wichtiger Transkriptionsfaktor für die Aufrechterhaltung der Pluripotenz
embryonaler Stammzellen und wird von verschiedenen Karzinomen, (z.B. Adenokarzinomen
der Lunge, diverse Plattenepithel-Karzinome) exprimiert. Das SOX2-Gen befindet sich
auf Chromosom 3q26, einer Gen-Region, die in serösen Ovarialkarzinomen häufig amplifiziert
ist. Ziel dieser Studie war es, die Rolle von SOX2 bei der Karzinogenese des Ovarialkarzinoms
zu evaluieren. Hierfür wurden Ovarialkarzinom-Gewebe von 167 Patientinnen mit deren
klinischem Outcome korreliert.
Methoden:
Gewebeproben von 167 Patientinnen mit serösem Ovarialkarzinom wurden immunhistochemisch
auf die Expression von SOX2 hin untersucht. Als Grenzwert für eine SOX2-Positivität
wurde >0% gewählt (Lengerke et al. BMC 2010). Mittels Chi-Quadrat-Test wurde die Korrelation
zu klinischen Parametern untersucht. Rezidivfreies Überleben und Gesamtüberleben wurden
mittels Logrank-Test analysiert.
Ergebnisse:
In 57% der Fälle waren SOX2-positive Ovarialkarzinomzellen nachweisbar. Die SOX2-Expression
war mit Grad III-Tumoren assoziiert (p<0,05). Es zeigte sich keine Korrelation zum
FIGO-Stadium (p=0,15) oder Lymphknoten-Status (p=0,81). Der SOX2-Status hatte einen
signifikanten Einfluss auf die Prognose (GI- und FIGO1-Tumoren ausgeschlossen): Das
mittlere rezidivfreie Überleben betrug 29,2 Monate (95% KI: 33,6–52,8 Monate) in der
SOX2-negativen Gruppe gegenüber 43,2 Monaten (95% KI: 33,6–61,3 Monate) in der SOX2-positiven
Gruppe (p<0,05). Das Gesamtüberleben war in der SOX2-negativen Gruppe ebenfalls erhöht
(40,3 Monate (95% KI: 29,1–51,1 Monate) vs. 52,5 Monate (95% KI: 43,6–61,3 Monate)),
allerdings nicht statistisch signifikant (p=0,06).
Schlussfolgerung:
SOX2-positive Zellen können in der Mehrzahl aller serösen Ovarialkarzinome nachgewiesen
werden. Interessanterweise ist die SOX2-Expression mit einer signifikant besseren
Prognose assoziiert. Wider Erwarten erscheint die Aktivierung bestimmter stammzelltypischer
Signalkaskaden in dieser speziellen Tumorentität als Marker einer verbesserten Prognose.
Diese Beobachtung könnte zum Beispiel an einer erhöhten Platin-Sensitivität SOX2-positiver
seröser Ovarialkarzinome liegen.