Fragestellung:
Bekannt ist eine transiente Verminderung der fetalen Herzfrequenzvariation nach medikamentöser
Lungenreifeinduktion. Wir gehen der Frage nach, ob im Falle des Fortbestehens der
Schwangerschaft gestationsalterabhängig eine anhaltende Suppression der fetalen Herzfrequenzregulation
unter dem Einfluss des synthetischen Steroids nachweisbar ist.
Methode:
Die Studiengruppe bestand aus 29 anderweitig gesunden Feten. Die Lungenreifeinduktion
erfolgte wegen drohender Frühgeburt. Nachdem die Schwangerschaft anschließend fortbestand,
wurden diese im Mittel 7 Tage nach Exposition (5–11 Tage) eingeschlossen und nach
Gestationsalter gematched mit 76 nichtexponierten Feten (Gruppe 1: 24+0–29+0 Schwangerschaftswoche/SSW
12 vs. 31; Gruppe 2: 29+1–32+0 SSW 11 vs. 29; Gruppe 3: 32+1–35+0 SSW 6 vs. 16) verglichen.
Es erfolgte die fetale Magnetokardiografie über 30min, die millisekundengenaue Detektion
der fetalen Herzaktionen und die Herzfrequenzvariabilitätsanalyse/fHRV [Parameter:
mittlere Herzfrequenz; Zeitdomäne: SDNN (sympathisch), RMSSD (parasympathisch); Frequenzdomäne:
fVLF (sympathisch), fHF (parasympathisch)]. Herzfrequenzmuster wurden verblindet nach
Aktivität klassifiziert (ruhig vs. aktiv). Der Abstand zur Exposition wurde kategorisiert
in <7d vs. >7d.
Ergebnisse:
In Gruppe 1 waren alle Parameter der fHRV signifikant vermindert, die mittlere Herzfrequenz
erhöht, aktive Muster und Feten <7d nach Exposition waren stärker betroffen. In Gruppe
2 betraf die Verminderung nur die RMSSD und die fHF in ruhigen Mustern, in Gruppe
3 zeigten sich keine Veränderungen.
Schlussfolgerung:
Während in eigenen Voruntersuchungen im Gestationsalter 29–34 SSW innerhalb von 24h
nach Steroidexposition eine akute Suppression des Sympathikus nachweisbar war [1],
zeigt sich in früheren SSW eine prolongierte Verminderung in allen linearen Bereichen
der fHRV. Beim unreifen Feten erscheint der zentralnervöse Steroideffekt über die
bisher angenommenen 48–72h hinaus anzuhalten. [1] Schneider U et al. The effect of
antenatal steroid treatment on fetal autonomic heart rate regulation revealed by fetal
magnetocardiography (fMCG). Early Hum Dev 2010; 319–25.