Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - G_10
DOI: 10.1055/s-0031-1286416

Synthetische Steroide bewirken eine lang anhaltende Suppression der Herzfrequenzregulation beim unreifen Feten

U Schneider 1, F Jaenicke 1, D Hoyer 2, E Schleussner 1
  • 1Abteilung Geburtshilfe, Universitätsfrauenklinik Jena
  • 2AG Systemanalyse, Hans-Berger-Universitätsklinik für Neurologie, Jena

Fragestellung:

Bekannt ist eine transiente Verminderung der fetalen Herzfrequenzvariation nach medikamentöser Lungenreifeinduktion. Wir gehen der Frage nach, ob im Falle des Fortbestehens der Schwangerschaft gestationsalterabhängig eine anhaltende Suppression der fetalen Herzfrequenzregulation unter dem Einfluss des synthetischen Steroids nachweisbar ist.

Methode:

Die Studiengruppe bestand aus 29 anderweitig gesunden Feten. Die Lungenreifeinduktion erfolgte wegen drohender Frühgeburt. Nachdem die Schwangerschaft anschließend fortbestand, wurden diese im Mittel 7 Tage nach Exposition (5–11 Tage) eingeschlossen und nach Gestationsalter gematched mit 76 nichtexponierten Feten (Gruppe 1: 24+0–29+0 Schwangerschaftswoche/SSW 12 vs. 31; Gruppe 2: 29+1–32+0 SSW 11 vs. 29; Gruppe 3: 32+1–35+0 SSW 6 vs. 16) verglichen. Es erfolgte die fetale Magnetokardiografie über 30min, die millisekundengenaue Detektion der fetalen Herzaktionen und die Herzfrequenzvariabilitätsanalyse/fHRV [Parameter: mittlere Herzfrequenz; Zeitdomäne: SDNN (sympathisch), RMSSD (parasympathisch); Frequenzdomäne: fVLF (sympathisch), fHF (parasympathisch)]. Herzfrequenzmuster wurden verblindet nach Aktivität klassifiziert (ruhig vs. aktiv). Der Abstand zur Exposition wurde kategorisiert in <7d vs. >7d.

Ergebnisse:

In Gruppe 1 waren alle Parameter der fHRV signifikant vermindert, die mittlere Herzfrequenz erhöht, aktive Muster und Feten <7d nach Exposition waren stärker betroffen. In Gruppe 2 betraf die Verminderung nur die RMSSD und die fHF in ruhigen Mustern, in Gruppe 3 zeigten sich keine Veränderungen.

Schlussfolgerung:

Während in eigenen Voruntersuchungen im Gestationsalter 29–34 SSW innerhalb von 24h nach Steroidexposition eine akute Suppression des Sympathikus nachweisbar war [1], zeigt sich in früheren SSW eine prolongierte Verminderung in allen linearen Bereichen der fHRV. Beim unreifen Feten erscheint der zentralnervöse Steroideffekt über die bisher angenommenen 48–72h hinaus anzuhalten. [1] Schneider U et al. The effect of antenatal steroid treatment on fetal autonomic heart rate regulation revealed by fetal magnetocardiography (fMCG). Early Hum Dev 2010; 319–25.