Hebamme 2012; 25(1): 4
DOI: 10.1055/s-0031-1286168
Editorial
Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG Stuttgart

Auch für die Kreißsaaltür geeignet!

Renate Reutter
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
19. März 2012 (online)

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Liebe Leserinnen, liebe Leser, unsere Zeitschrift DIE HEBAMME wird 25 Jahre alt und ich kann nur feststellen: auch nach dieser langen Zeit macht es mir noch richtig Spaß, eine wissenschaftliche Fachzeitschrift für Hebammen zu betreuen. Entscheidende Gründe dafür sind auf jeden Fall die positiven Rückmeldungen unserer Leserinnen sowie die kreative Atmosphäre und die wunderbare gegenseitige Inspiration bei der Zusammenarbeit mit dem Herausgeberteam und den Autorinnen und Autoren.

Eine starke Motivation ist für mich auch das Bewusstsein, mit Publikationen tatsächlich etwas verändern und bewirken zu können. Zwar immer nur in kleinen Schritten, aber viele kleine Schritte ergeben ja allmählich auch einen richtig großen. Leserinnen haben mir erzählt, dass sie öfter Artikel aus unserer Zeitschrift an die Kreißsaaltür hängen, um so Diskussionen mit Kolleginnen und den ärztlichen Geburtshelfern anzustoßen. Diskussionen und das Infragestellen der bisherigen Routine können der entscheidende erste Schritt zu einer positiven Veränderung sein.

Ein schönes Beispiel für eine allmähliche Bewusstseinsänderung durch Publikationen ist das Thema Schwangerenvorsorge. Als ich vor 10 Jahren zusammen mit Sabine Krauss-Lembcke die 1. Auflage der „Schwangerenvorsorge durch Hebammen“ in unserer Buchreihe DHV-Expertinnenwissen geplant habe, konnte uns niemand sagen, wie viele Hebammen tatsächlich Schwangerenvorsorge anbieten. Es gab auch noch kein überzeugendes und wissenschaftlich fundiertes Konzept einer Schwangerenvorsorge durch Hebammen. Wir haben das Buch trotzdem gemacht. Und heute – nicht zuletzt mithilfe dieses Fachbuchs und vieler Artikel in allen Hebammenzeitschriften – wird die Schwangerenvorsorge wieder mit größter Selbstverständlichkeit zu den originären Aufgaben einer Hebamme gezählt und unterrichtet.

Von Anfang an war auch die gute Zusammenarbeit zwischen Hebammen und ärztlichen Geburtshelfern ein Anliegen unserer Zeitschrift. Wir sind der festen Überzeugung: Nur wenn beide Berufsgruppen wertschätzend zusammenarbeiten, können sie das Beste für Mutter und Kind erreichen. Aus diesem Grund hat der Hippokrates Verlag im letzten Jahr, zusammen mit dem Deutschen Hebammenverband, das 1. Forum Geburtshilfe für Hebammen und FrauenärztInnen in Kassel veranstaltet. Wir haben viele Komplimente für unsere interdisziplinäre Fortbildung erhalten. Am meisten haben mich die Rückmeldungen von Ärzten und Hebammen gefreut, dass sie mit neuer, großer Motivation für eine gute Zusammenarbeit wieder nach Hause gegangen sind. Auch dies ist einer der wichtigen kleinen Schritte, mit denen man etwas bewirken kann.

Das 2. Forum Geburtshilfe findet am 3. – 4. Mai 2012 wieder in Kassel statt. Ich lade Sie herzlich dazu ein.

Wenn Sie mich heute, nach fast 30 Jahren Verlagsarbeit, nach meinem wichtigsten Grundsatz beim Publizieren fragen, kann ich nur antworten: Es gibt keine Alternative zu Qualität! Weder im Zeitschriften- noch im Buchbereich. Und das ist gut so! Und an diesen Grundsatz werden wir uns auch in Zukunft halten.

Als Themenschwerpunkt für das erste Heft im Jubiläumsjahr haben wir das Zentrum der Hebammenarbeit ausgewählt, die praktische Geburtshilfe. Dabei werden aktuelle Studienergebnisse mit den vorhandenen praktischen Erfahrungen verknüpft. Drei Artikel beruhen auf Bachelorarbeiten von Hebammen, zwei weitere Beiträge wurden u. a. von Professorinnen der ersten Studiengänge für Hebammen in Deutschland verfasst.

Die erste Ausgabe im Jubiläumsjahr spiegelt so beispielhaft auch die großen Veränderungen in der Hebammenausbildung und der Hebammenforschung wider, die sich in den letzten 25 Jahren vollzogen haben.

Freuen Sie sich auf viele Anregungen und Stoff für Fachdiskussionen!

Mit herzlichen Grüßen

Dr. Renate Reutter, Redaktion DIE HEBAMME