Zusammenfassung
In dem vorliegenden Artikel wird die Nutzung einer intraoperativ verfügbaren elektronischen Patientenakte (EPA) untersucht. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der automatischen Vorsortierung der Dokumente, um die Interaktionen des Operateurs mit dem System auf ein Minimum zu reduzieren. Es wurde ein System entwickelt, welches die Darstellung von Dokumenten in Abhängigkeit des Eingriffs ermöglicht. Die Bedienung wurde mit einem Fußschalter realisiert, die Anzeige fand auf einem großflächigen, zentral positionierten Bildschirm im Operationssaal statt. Anschließend wurde das Nutzungsverhalten von 2 Operateuren im klinischen Alltag protokolliert. Es wurden 55 Eingriffe protokolliert. Bei Operationen am Mittelohr wurde das System im Durchschnitt 2-mal pro Eingriff verwendet, bei Operationen in den Nasennebenhöhlen 1,3 Mal pro Eingriff. Das System wurde in 58% der Fälle präoperativ genutzt. In mehr als der Hälfte der Fälle musste der Operateur das System gar nicht bedienen, um das gewünschte Dokument betrachten zu können. Das Vorhandensein digitalisierter Dokumente in einer Klinik führt nicht automatisch zu verbesserten Arbeitsabläufen. Das untersuchte EPA-System stellte die Patientendaten auf einfache und übersichtliche Art zur Verfügung. Überraschend war die hohe präoperative Nutzung. Durch die niedrige Schwelle, die Patientendaten anzusehen, kann einerseits eine Erhöhung der Patientensicherheit angenommen werden, auf der anderen Seite besteht die Gefahr, dass der Chirurg das vorangehende Aktenstudium vernachlässigt. Aufgrund der geringen Verbreitung medizinischer Kommunikationsstandards ist eine vollautomatische Anbindung eines solchen EPA-Systems an die Klinik-IT mittelfristig noch nicht ohne größeren Aufwand möglich.
Abstract
Evaluation of a Context Sensitive System for Intra-Operative Usage of the Electronic Patient Record
This article analyzes the usage of an electronic patient record (EPR), which may be accessed intra-operatively by the surgeon. The focus lies on the automatic prioritization of documents to dramatically reduce the surgeon’s interaction with the EPR system. An EPR system has been developed, which displays documents in accordance to the current procedure. The system is controlled by a foot switch and the documents are displayed on a large-scale screen in the operating room. The usage of the system by 2 surgeons has been recorded in clinical routine. 55 surgical procedures have been recorded. The EPR system has been used 2 times per procedure in average for surgeries at the middle ear, for surgeries of the paranasal sinuses, it has been used 1.3 times per procedure. The EPR-system has been used pre-operatively in 58% of cases. The surgeons did not have to interact with the EPR system for more than the half of the procedures to view the desired document. The existence of digitized documents in a clinic does not automatically lead to improved workflows. The evaluated EPR system presented the patient data in a simple and comfortable way. The extensive pre-operative usage had not been expected. Because of the low barrier to view patient data, higher patient safety may be assumed. On the other hand, the surgeon could be encouraged to skip the important preparation before the procedure. Due to the low pervasiveness of medical communication standards at this time, the integrated connection between clinic IT and an EPR system would nowadays only be possible by great efforts.
Schlüsselwörter EPA - Patientenakte - Operationssaal - Chirurgie - Kontext-sensitiv - hmi - steril - kis - pacs - Interoperabilität
Key words EPR - electronic patient record - surgery - operating room - interoperability - sterile