Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215(04): 139-144
DOI: 10.1055/s-0031-1285846
Originalarbeit
George Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Regionalisierung und Prolongation der Schwanger­schaft bei Cervixinsuffizienz

Regionalised Perinatal Care in Cases of Cervical Incompetence and Imminent Premature Birth
S. Schmidt
1   Klinik für Geburtshilfe und Perinatalmedizin, Universitätsklinikum Marburg
,
B. Misselwitz
2   Geschäftsstelle Qualitätssicherung Hessen, Eschborn
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Publication History

eingereicht25 May 2011

angenommen nach Überarbeitung10 July 2011

Publication Date:
23 August 2011 (online)

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Zusammenfassung

Fragestellung:

Die frühe Frühgeburt trägt zur perinatalen Morbidität und Mortalität erheblich bei. Die Inzidenz konnte trotz aller Bemühungen der primären und sekundären Prävention bei cervicaler Insuffizienz nicht gesenkt werden. In der großen Mehrheit findet sich eine iatrogene Frühgeburt durch die Sectio caesarea nach ärztlicher Indikation. Im Sinne der Versorgungsforschung haben wir die Abhängigkeit vom Level der Institution die Prolongation der Schwangerschaften evaluiert

Methode:

Durch Evaluation unter Nutzung der Datenerhebung der HEPE aus den Jahren 1990–2009 (N=449 933) sind wir der Frage nachgegangen, ob es in Bezug auf die Latenzzeit zwischen Krankenhausaufnahme wegen Zervixinsuffizienz und Geburtszeitpunkt eine Optimierung durch die Versorgung in einem Perinatalzentrum gibt. Die Analyse erfolgte multivariat in einem Kollektiv von 6 892 nach Ausschluss der Konfounder Plazentainsuffizienz und mütterlicher Erkrankungen.

Ergebnis:

Im untersuchten Kollektiv fanden wir in Fällen der Krankenhausaufnahme wegen Zervixinsuffizienz im Perinatalzentrum insgesamt eine Latenzzeit von 12,1 d. In der grundversorgenden Klinik war die Latenzzeit bis zur Geburt kürzer (9,2 d). Allerdings war dieser Unterschied nur bei Klinikaufnahme mit fortgeschrittenem Cervixbefund (Muttermund ≥ 3 cm) signifikant (< 0,05).

Schlussfolgerung:

Die Versorgung von Frauen mit drohender früher Frühgeburt (< 34 + 0SSW) wegen Zervixinsuffizienz ist im Bundesland Hessen gut regionalisiert. Die Versorgung bei Zervixinsuffizienz vor 34 + 0 SSW erfolgt in der großen Mehrzahl im Perinatalzentrum. Im Falle des fortgeschrittenen Zervixbefundes erfolgt die Geburt in der grundversorgenden Klinik nach kurzer Latenzperiode. Das Ausmaß der Latenzprolonga­tion bei Zervixstatus <3 cm erscheint unabhängig von dem Level der Klinik. Bei insgesamt guter Versorgungsstruktur und Erreichbarkeit von Perinatalzentren, sollte im einen Radius von 30 km die Zuweisung und der Krankentransport zielgerichtet sein um die perinatale Initialversorgung zu optimieren.

Abstract

Introduction:

Premature birth due to cervical incompetence is a major obstacle of perinatal medicine. While measures of prevention have been investigated, the mother should be transferred to a perinatal centre when delivery<34 + 0 weeks is imminent. Delivery in the state of Hesse in the large majority of case is perfomed by medically indicated CS: We evaluated the potential prolongation of gestation in relation to the level of the institute.

Methods:

In order to evaluate the influence of the level of the obstetrical institute on the prolongation of pregnancy we used the data set of the Hesse perinatal survey (HEPE) of the years 1990 − 2009 (n=449 933). A multivariate analysis excluding the confounders prematurity, IUGR, and maternal disease was performed to evaluate the relation of prolongation of gestation to the level of care.

Results:

Admissions with imminent premature birth due to cervical incompetence were identified in 6 892 cases. Overall prolongation until birth was 9.6 days. When the cervical incompetence was<3 cm the difference between hospitals was not significant (12.7 vs. 13.1 d) days. With the cervix ≥ 3 cm the period after admission was merly 0.6 day in level I hospitals  −  thus significantly lower than in perinatal centres (6.5 days).

Conclusion:

In order to achieve optimal conditions at birth for very premature newborns the organisation of perinatal care should aim at in­trauterine transfer to a specialised perinatal unit. A precondition is a health system with an adequate structure of perinatal centres within 30 km in the case of obstetrical emergencies.