Z Gastroenterol 2011; 49 - P517
DOI: 10.1055/s-0031-1285788

Veränderung von Geruch und Geschmack nach bariatrischer Operation: Eine prospektive Analyse

A Thalheimer 1, J Deckelmann 1, D Schneider 2, C Wichelmann 1, A Wierlemann 1, CT Germer 1, C Jurowich 1
  • 1Universitätsklinik Würzburg, Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie, Würzburg, Germany
  • 2Uniklinik Würzburg, Klinik für HNO-Erkrankungen, Würzburg, Germany

Einleitung: Aktuelle präklinische Daten zeigen nach bariatrischer Operation eine Veränderung der Nahrungsmittelaufnahme hin zu kalorienärmeren Lebensmitteln mit entsprechend Gewichts reduzierenden Effekten. Ursächlich werden hier postoperative Veränderungen des Geruchs- und Geschmackssinns diskutiert.

Ziele: Untersuchung der Veränderungen von Geruchs- und Geschmackssinn bei morbid adipösen Patienten nach Roux-Y Magenbypass und Magenschlauchresektion.

Methodik: Patienten mit einer morbiden Adipositas (BMI>40kg/m2) wurden entweder mit einem Roux-Y Magenbypass (n=15) oder mit einer Magenschlauchresektion (n=15) behandelt. Die Objektivierung des Geschmackssinns wurde mittels eines validierten Geschmackstests mit imprägnierten Geschmacksstreifen in unterschiedlichen Konzentrationen für alle Geschmacksrichtungen durchgeführt. Die Testung des Geruchssinns erfolgte mit einem sog. „sniffin stick„ Test, bei dem mit verschiedenen Geruchsstiften die Geruchsschwelle, die Geruchsdiskrimination und die Identifikation von Gerüchten ausgetestet wurde. Alle Untersuchungen erfolgten prä- und postoperativ (5 Tage und 6 Wochen postop.) bei allen Patienten.

Ergebnis: Bezüglich des Geschmacksinns zeigte sich sowohl bei den Magenbypass-Patienten als auch bei den Patienten, die mit einer Magenschlauchresektion behandelt wurde, keine Veränderung zwischen prä- und postoperativer Testung. Bei der Analyse des Geruchsinns fand sich eine signifikante Verbesserung der Geruchsschwelle und der Geruchsidentifikation nach Magenschlauchresektion (p<0,05), während bei den Magenbypass-Patienten nur tendenzielle Verbesserungen zu verzeichnen waren.

Schlussfolgerung: Es zeigte sich eine signifikante Verbesserung des Geruchsinns bei morbid adipösen Patienten nach Magenschlauchresektion, tendenziell, jedoch nicht signifikant auch nach Magenbypass. Diese Veränderung des Geruchsinns nach bariatrischer Operation ist bisher nicht beschrieben und führt möglicherweise auch zu postoperativen Veränderung des Essverhaltens.

Bezüglich des Geschmackempfindes konnte keine Veränderunge nach bariatrischer Operation nachgewiesen werden. Eine eventuell im Verlauf noch auftretende Veränderung des Geschmackempfindens sollte durch kontinuierliche Fortführung dieser Untersuchung erkennbar werden.