Z Gastroenterol 2011; 49 - P516
DOI: 10.1055/s-0031-1285787

Pyoderma gangraenosum als seltene Komplikation nach Narbenhernienversorgung eines Patienten mit Morbus Werlhof

A Strauß 1, N Schlegel 1, R Wildenauer 1, U Dietz 1, CT Germer 1
  • 1Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Germany

Einleitung: Wundheilungsstörungen stellen die häufigsten Komplikationen nach operativen Eingriffen aller Art dar. Sie können von einfachen oberflächlichen Hautinfekten bis zu tiefgreifenden nekrotisierenden Infekten reichen. Die Standardtherapie ist die operative Revision und eine antimikrobielle Therapie. Trotzdem gibt es seltene nicht infektbedingte Formen der Wundheilungsstörung.

Fall: Bei einem 67-jährigen männlichen Patienten trat ab dem 3. Tag nach Operation einer Narbenhernie eine Wundheilungsstörung auf. Trotz breiter antimikrobieller Therapie und Wundrevision kam es zu einem weiteren Fortschreiten des Lokalbefundes. Aufgrund des fehlenden Nachweises eines Infektkeimes sowie dem untypischen Lokalbefund wurde die Verdachtsdiagnose Pyoderma gangraenosum (PG) gestellt und eine Stoßtherapie mit Dexamethason eingeleitet. Unter dieser Therapie kam es zur raschen Rückbildung der Hautläsionen. Die Diagnose wurde histologisch unterstützt. Der weitere Verlauf war durch Organkomplikationen auf der Intensivstation verzögert, der Patient konnte nach 8 Wochen in die Rehabilitation verlegt werden. Das Pyoderma gangraenosum ist eine primär sterile, entzündliche, neutrophile Dermatose, vermutlich auf dem Boden einer Vaskulitis sowie eines sehr heterogenen Autoimmungeschehens. Operative Eingriffe können als Trigger zur Auslösung eines PG dienen (Pathergie).

Schlussfolgerung: Die Möglichkeit eines postoperativen PG sollte stets erwogen werden, wenn es zum Auftreten steriler, progredienter, schmerzhafter, ulceröser Hautläsionen im Operationsgebiet kommt. Anders als bei den meisten Wundheilungsstörungen, die mittels Débridement oder antimikrobieller Therapie behandelt werden, ist eine hochdosierte Steroidtherapie das Mittel der Wahl.