Z Gastroenterol 2011; 49 - P512
DOI: 10.1055/s-0031-1285783

Neue Klassifikation des stumpfen Lebertraumas: Entscheidungshilfe für den Schockraum

JE Slotta 1, O Kollmar 1, S Richter 1, MK Schilling 1
  • 1Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie, Homburg/Saar, Germany

Einleitung: Derzeit gängige Einteilungen des stumpfen Lebertraumas sind vom Mechanismus des Traumas unabhängig, und bieten deshalb keinerlei Entscheidungshilfe für ein sofortiges operatives oder konservatives Management.

Methoden: Im Rahmen einer retrospektiven Auswertung sämtlicher Patienten mit einer Leberruptur, welche im Zeitraum von 01/2000 bis 02/2011 in unserer Klinik behandelt wurden, wurde eine Korrelation zwischen Traumamechanismus und der CT-graphischen oder intraoperativen Lokalisation der Leberruptur vorgenommen. Die Leberrupturen wurden wie folgt neu klassifiziert: Typ A entlang des Lig. falciforme mit Beteiligung der Segmente IVa/b, III und II, Typ B mit Beteiligung der Segmente VII, VIII oder des posterioren Sektors (Seg. VI, VII). Klinische und postoperative Verlaufsdaten, sowie Patientenüberleben wurden analysiert.

Ergebnisse: Bei 64 Patienten mit einer Leberruptur im Rahmen eines stumpfem Abdominaltraumas zeigten sich in Abhängigkeit des Traumamechanismus zwei Lokalisationsmuster. Typ A Verletzungen (n=28) waren mit einem frontalen Trauma assoziiert, wohingegen Typ B Verletzungen (n=36) nach komplexem Traumamechnismus gefunden wurden. Die demographischen Daten zeigten keine Unterschiede in beiden Gruppen. Das Mortalitätsrisiko war für beide Rupturformen nicht signifikant unterschiedlich (Typ A: 25% vs. Typ B: 33%, p=0,573). Die mittlere Intensivtherapiedauer (Typ A: 10,9±2,4d vs. Typ B: 10,1±1,6d; p=0,978), sowie die Krankenhausverweildauer waren in beiden Gruppen identisch (Typ A: 18,2±2,9d vs. Typ B: 16,5±2,4d; p=0,690). Interessanterweise mussten alle Patienten mit Typ A-Rupturen operativ behandelt werden, wohingegen 9 Patienten mit Typ B-Rupturen (30,6%; p=0,037) konservativ behandelt werden konnten. Die laborchemischen Analysen zum Zeitpunkt der Aufnahme der Patienten zeigten keine relevanten Unterschiede.

Schlussfolgerung: Die neue Klassifikation der Leberruptur nach stumpfem Bauchtrauma erlaubt die Einteilung nach Unfallmechanismus und Lokalisation. Aufgrund unserer Daten können wir postulieren, dass Typ A-Rupturen operativ therapiert werde müssen, wohingegen bei Typ B-Rupturen auch ein primär konservatives Vorgehen ohne relevante Steigerung des Mortalitätsrisikos vertretbar ist.