Z Gastroenterol 2011; 49 - P492
DOI: 10.1055/s-0031-1285763

Implantation von selbstexpandierenden Metallstents als effektive Palliation für Patienten mit fortgeschrittenem Ösophguskarzinom in Malawi

TJ Wilhelm 1, 2, E Borgstein 3, L Vigna 4, K Hellberg 3, J Bates 5, A Thumbs 3
  • 1Universitätsmedizin Mannheim, Chirurgische Klinik, Mannheim, Germany
  • 2Zomba Central Hospital, Department of Surgery, Zomba, Malawi
  • 3Queen Elisabeth Central Hospital, Department of Surgery, Blantyre, Malawi
  • 4Mwaiwathu Private Hospital, Department of Surgery, Blantyre, Malawi
  • 5Queen Elisabeth Central Hospital, Tiyanjane Clinic for Palliative Care, Blantyre, Malawi

Einleitung: Das Ösophaguskarzinom wird trotz hoher Inzidenz im südlichen Afrika selten kurativ therapiert: die Diagnose erfolgt spät, Radio- und Chemotherapie sind limitiert, nur wenige Zentren führen Ösophagusresektionen durch. Die Minilaparotomie mit Gastrostomie ist die einzige verfügbare palliative Therapie. Kaum Erfahrung gibt es mit der Implantation von selbst-expandierenden Metallstents (SEMS).

Ziel dieser Studie ist die Evaluation des Impakts der Stenttherapie auf Dysphagie und Überlebenszeit in Malawi – einer Region mit äußerst limitierten Ressourcen.

Material und Methoden: 143 Patienten mit fortgeschrittenem Ösophaguskarzinom wurden zwischen Juni 2009 und November 2010 an drei Krankenhäusern in Malawi mit einem SEMS versorgt. Erfasst wurden Risikofaktoren, Tumordetails, periinterventionelle Komplikationen, Überlebenszeit sowie Dysphagie Score und Gewicht nach 1, 3, 6 und 12 Monaten. Die Follow-up Rate betrug 82,5% (118 Patienten).

Ergebnisse: 58,7% der Patienten waren männlich. Das Durchschnittsalter war 53 (26–90) Jahre. Die Dauer der Dysphagiebeschwerden betrug bei 64% der Patienten weniger als 6 Monate und bei 15% mehr als 12 Monate. Die Tumore waren vorwiegend Plattenepithelkarzinome mit mittlerer Tumorausdehnung von 7,7cm. 19% hatten histologische Zeichen einer Infektion mit humanem Papillomavirus (HPV).

Alle Patienten berichteten über Gewichtsverlust; der mittlere initiale BMI war 16,4. Der mittlere Dysphagie Score war initial 2,8 (nur flüssige Nahrung), nach einem Monat 0,2 (keine Dysphagie) und 0,9 zum Zeitpunkt des Todes (gelegentliche Passagestörung von harter Nahrung). Drei Patienten verstarben periinterventionell. 14 Patienten (9,8%) erlebten ein Tumorwachstum über das kraniale oder kaudale Stentende und wurden durch weiteren Stent (n=7) bzw. wiederholte Bougierungen (n=7) behandelt. 14 Patienten überlebten länger als ein Jahr. Die mittlere Überlebenszeit war 6 Monate (175 Tage). Der Preis für einen Stent betrug 200 USD.

Schlussfolgerung: In Ermangelung von Radio- und Chemotherapie bietet die alleinige Stentimplantation eine effektive Palliation für Patienten mit fortgeschrittenem Ösophaguskarzinom in Malawi. Trotz relativ hoher Kosten für den Stent ist das Verfahren bei fehlenden bzw. niedrigen Folgekosten kosteneffizient.