Z Gastroenterol 2011; 49 - P464
DOI: 10.1055/s-0031-1285735

Neoadjuvante Radiochemotherapie (RCT) mit Capecitabin (Cap) und Oxaliplatin (Ox) plus Bevacizumab (Bev) beim lokal fortgeschrittenen Rektumkarzinom (RC) – Effekte auf das chirurgische Komplikationsspektrum

H Zühlke 1, K Dellas 2, J Buller 1, E Berg 3, J Dunst 4
  • 1Paul-Gerhard-Stift Wittenberg, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie/Phlebologie, Wittenberg, Germany
  • 2Nordeuropäisches Radioonkologisches Centrum Kiel, Strahlentherapie, Kiel, Germany
  • 3Prosper Hospital Recklinghausen, Klinik für Koloproktologie, Recklinghausen, Germany
  • 4Universität Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Strahlentherapie, Lübeck, Germany

Einleitung/Ziele: Die neoadjuvante RCT ist heute bei Patienten (Pat.) mit RC im Stadium II/III Standard. In einer Phase II-Studie haben wir eine neoadjuvante RCT mit Cap/Ox plus Bev mit dem Ziel der Verbesserung der pathologischen Komplettremissionsrate (pCR) durch zusätzliche antiangiogene Therapie geprüft. Es ist zurzeit strittig, ob Bev aufgrund seines spezifischen Toxizitätsprofils das Risiko bei nachfolgenden Operationen (OP) erhöht. Die Analyse konzentrierte sich auf das OP-assoziierte Komplikationsspektrum.

Methodik: 70 Pat. mit RC (uT3–4 N0/1 M0) wurden an 6 Zentren in die Studie eingeschlossen und erhielten eine RT in 1,8Gy ad 50,4Gy, simultan Bev (5mg/kg an d 1, 15, 29), Cap (1650mg/m2/d an d 1–14; 22–35) und Ox (50mg/m2/d an d 1, 8, 22, 29). Die Resektion war 6 Wochen nach Ende der RCT geplant, gefolgt von der adjuvanten CT. Zur Analyse der chirurgischen Kompl. wurden Daten zum operativen Vorgehen, intra- und postop. Verlauf (>60 Parameter) erhoben.

Ergebnisse: Von 70 Pat. wurden 69 Pat. operiert, in 66 Fällen (96%) eine R0-Resektion erreicht. Detaillierte Daten über chirurgische Kompl. lagen bei 62 Pat. vor. Die OP wurden überwiegend (in 66%) von sehr erfahrenen Operateuren (mit >20 OP wegen RC jährlich) durchgeführt. Es bestanden Unterschiede zwischen den Zentren hinsichtlich des operativen Vorgehens (konventionelle OP/laparoskopisch, Pouch-Anlage bei anteriorer Rektumresektion); dies hatte keinen Einfluss auf die R0-Resektions- oder Kompl.-quote. Die OP-Dauer 239min (±10) sowie Häufigkeit von Multiviszeralresektion (14%), intra- (8%), postop. Kompl. jeglicher Art (43%), Relaparotomien (8%) und OP-Letalität (0%) entsprachen den Erwartungen. Insbesondere wurde keine erhöhte Rate von postop. OP-pflichtigen Nachblutungen (3%) und Anastomosenkompl. (5/40 Anastomosen) beobachtet. Bei tiefsitzenden Tumoren (0–8cm) wurde bei einer pCR signifikant häufiger der Sphinkter erhalten (in 7/9 vs. 10/28 Fällen, p=0,013).

Schlussfolgerung: Die beobachteten Kompl. der operativen Therapie entsprachen hinsichtlich Häufigkeit und Art den bei diesen Eingriffen erwarteten Kompl. ohne Hinweis darauf, dass sich durch die Hinzunahme von Bev das Kompl.-spektrum ändert; insbesondere traten keine schweren Blutungen oder Nahtinsuffizienzen auf.