Z Gastroenterol 2011; 49 - P460
DOI: 10.1055/s-0031-1285731

Klinische Einflussfaktoren für die Qualität der Total-mesorektalen Exzision (TME) bei tiefer anteriorer Rektumresektion: Ergebnisse einer prospektiven multizentrischen Beobachtungsstudie

B Garlipp 1, H Ptok 2, U Schmidt 3, P Stübs 1, F Meyer 1, I Gastinger 4, H Lippert 1
  • 1Universitätsklinikum Magdeburg, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Magdeburg, Germany
  • 2Carl Thiem Klinikum Cottbus, Chirurgische Klinik, Cottbus, Germany
  • 3StatConsult Institut für klinische und Versorgungsforschung mbH, Magdeburg, Germany
  • 4An-Institut für Qualitätssicherung in der operativen Medizin, Magdeburg, Germany

Einleitung: Die Totale mesorektale Exzision (TME) stellt den aktuellen Standard in der Chirurgie der Karzinome der unteren beiden Rektumdrittel dar und führt zu einer verbesserten Lokalrezidivrate. Dies ist jedoch von der Qualität der TME abhängig. Verlässliche Daten über Faktoren, die die Qualität der TME beeinflussen, liegen nicht vor.

Ziele: Wir analysierten die Daten der prospektiven multizentrischen Beobachtungsstudie „Qualitätssicherung Rektumkarzinom (Primärtumor)„, um solche Faktoren unter klinischen Alltagsbedingungen zu identifizieren.

Methodik: Retrospektive Auswertung der prospektiv erhobenen Daten von Patienten aus >300 Kliniken aller Versorgungsstufen, die zwischen dem 1.1.2005 und dem 31.12.2009 einer tiefen anterioren Rektumresektion bei Rektumkarzinom unterzogen wurden. Multivariate Analyse potentieller prädiktiver Faktoren für eine durch den Pathologen attestierte subobtimale TME-Qualität durch schrittweise logistische Regression. Die analysierten Faktoren umfassten Alter, BMI, Tumorhöhe, vorangegangene neoadjuvante Therapie, Operationsdauer, Erfahrungsniveau des Operateurs, laparoskopischer/offener Zugang, pelvine Dissektionstechnik, intraoperative Komplikationen und pT-Status.

Ergebnisse: Insgesamt wurden die Daten von 6179 Patienten ausgewertet. Wegen fehlender Werte für einzelne Parameter mussten 1573 Patienten ausgeschlossen werden, so dass 4606 Patienten für die Analyse zur Verfügung standen. pT-Status>2 (Odds ratio [OR] 1,22), Tumorhöhe<8cm ab Anokutanlinie (OR 1,27), Alter>80 Jahre (OR 1,59), intraoperative Komplikationen (OR 2,06), monopolare pelvine Dissektionstechnik (OR 1,44) und geringe Erfahrung des Operateurs (OR 1,20) zeigten einen unabhängigen signifikanten Zusammenhang mit suboptimaler TME-Qualität.

Schlussfolgerung: Dies ist die bisher größte Analyse von klinischen Einflussfaktoren auf die TME-Qualität in der Rektumkarzinomchirurgie. Da eine optimale TME Voraussetzung für eine niedrige Lokalrezidivrate ist, sollten Rektumresektionen immer unter Beteiligung eines erfahrenen Rektumchirurgen durchgeführt werden. Auf die pelvine Dissektion mit monopolarem Strom sollte verzichtet werden. Der laparoskopische Zugang und die neoadjuvante Therapie scheinen hingegen nicht mit einem erhöhten Risiko für inkomplette TME einherzugehen.