Z Gastroenterol 2011; 49 - P417
DOI: 10.1055/s-0031-1285688

Sensitivität (Sens), Spezifität (Spez) und Korrektklassifikationsrate (KK) der anorektalen Manometrie (ARM) in der Diagnostik der Stuhlinkontinenz (INK)

C Pehl 1, N Scalercio 1, H Seidl 2, F Gundling 2, T Schmidt 2, W Schepp 2, S Labermeyer 1
  • 1Krankenhaus Vilsbiburg, Medizinische Klinik, Vilsbiburg, Germany
  • 2Klinikum München-Bogenhausen, Städt. Klinikum München GmbH, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Gastroenterologische Onkologie, München, Germany

INK-Patienten weisen einen erniedrigten Ruhedruck (RD) und Zwickdruck (ZD) sowie eine beeinträchtigte Sensorik im Vergleich zu Kontinenten auf. Für einen klinisch relevanten Test muss dieser jedoch exakt zwischen beiden Gruppen unterscheiden. Hierzu sind die Literatur-Daten widersprüchlich.

Ziel der Studie war die ARM in einer großen Kohorte von INK-Patienten und Gesunden zu evaluieren.

Normalwerte wurden ermittelt bei 144 Kontinenten (71F; 63(21–90)J) und verglichen mit 573 Pat. (416F; 63(19–94)J; 153 Grad I, 272 Grad II, 213 Grad III). RP, ZD sowie Perzeptions- (BVP) und Stuhldrangschwelle (BVD) wurden bestimmt. Ein Score wurde kalkuliert mittels logistischer Regressionsanalyse unter Berücksichtigung der individuellen Trennschärfe jedes einzelnen Parameters (Appendix). ROC Analyse wurde verwendet um den optimalen cut off zwischen Kontienten und INK zu bestimmen. Sens, Spez und KK (richtig positiv + richtig negativ/Pat. + Gesunde) wurden für jeden Parameter sowie für die ARM (zumindest ein pathologischer Parameter oder ein pathologischer Score) bestimmt.

Die beste Sens und KK ergab sich für den Score bei zufrieden stellender Spez (Tab.1). Die Druckdaten zeigten eine höhere Sens und KK als die sensorischen Schwellen bei vergleichbarer Spez. Die ARM wies eine exzellente Sens und KK, jedoch nur eine mäßige Spez auf (Tab.2). Die Sens der ARM erhöht sich mit zunehmendem INK-Schweregrad.

Schlussfolgerung: Die Sens und KK einzelner ARM Parameter ist nur mäßig für die Druckparameter und schlecht für die sensorischen Messdaten. Die beste KK wies der gewichtete Score auf, der nun in einer zweiten Kohorte prospektiv untersucht werden muss. Im Kontrast zu den Einzel-Parametern zeigte die ARM eine exzellente Sens, eine moderate Spez und eine überzeugende KK.

Appendix: f(x)=exp(4,429–0,012*RP-0,013*ZP+0,03*BVP-0,014*BVD)/1+exp(4,429–0,012*RP-0,013*ZP+0,03*BVP-0,014*BVD)

Tab. 1: Trennschärfe der ARM Parameter

RD

ZD

BVP

BVD

Score

Sensitivität

59,0%

59,1%

27,6%

36,5%

73,3%

Spezifität

80,6%

93,1%

88,9%

95,1%

86,8%

Korrektklassifikationsrate

63,3%

66,0%

39,9%

48,3%

76,0%

Tab. 2: Trennschärfe der ARM

Alle INK

Grad 1

Grad 2

Grad 3

Sensitivität

91,4%

85,6%

93,0%

94,0%

Spezifität

62,5%

Korrektklassifikationsrate

85,8%

74,7%

82,7%

78,1%