Z Gastroenterol 2011; 49 - P380
DOI: 10.1055/s-0031-1285651

Transiente Leberelastografie ist ein valides Verfahren zur Erkennung von Leberfunktionsstörungen und hohem Sterblichkeitsrisiko bei kritisch kranken Patienten bei Aufnahme auf die Intensivstation

A Koch 1, A Horn 1, H Dückers 1, J Brünsing 1, L Bündgens 1, S Voigt 1, C Trautwein 1, F Tacke 1
  • 1Medizinische Klinik III Universitätsklinikum Aachen, Aachen, Germany

Hintergrund: Lebersteifigkeit, gemessen mit dem Verfahren der transienten Elastografie (FibroScan®), ist eng assoziiert mit Leberfibrose bei Patienten mit chronischen Lebererkrankungen, aber auch weiterhin erhöht bei Patienten mit akuter Hepatitis, akutem Leberversagen oder Cholestase. Leberfunktionsstörungen treten bei kritisch kranken Intensivpatienten, auch ohne bekannte vorbestehende Lebererkrankungen, häufig auf und sind mit der Letalität assoziiert. Aus diesem Grund haben wir untersucht, ob die transiente Leberelastografie ein nützliches Verfahren zur frühzeitigen Erkennung von Leberfunktionsstörungen und Risikostratifizierung in der Intensivmedizin ist.

Patienten und Methoden: Prospektive Evaluation von kritisch kranken Patienten unserer internistisch-gastroenterologischen Intensivstation mittels longitudinaler Lebersteifigkeitsmessungen während des Intensivaufenthalts (Aufnahmetag, Tag 3, Tag 7, wöchentlich).

Ergebnisse: Lebersteifigkeit ließ sich valide in 71% der Intensivpatienten bei Aufnahme messen (Tag 3: 65%, Tag 7: 63%). Kritisch kranke Patienten (n=108) zeigten signifikant erhöhte Lebersteifigkeitswerte im Vergleich zu Patienten der Normalstation (n=25). Höchste Lebersteifigkeitswerte wurden bei Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose bestimmt. Andere Krankheitsentitäten (z.B. Sepsis) oder Begleiterkrankungen (Diabetes, Adipositas) beeinflussten die Lebersteifigkeit nicht. Zum Aufnahmezeitpunkt auf Intensivstation spiegelt die Lebersteifigkeit das Ausmaß der Lebermitbeteiligung im Sinne von Lebersyntheseleistung, Fibrose und Cholestase wider. Während der intensivmedizinischen Behandlung wird die Lebersteifigkeit bestimmt durch die Volumenlast des Intensivpatienten, bedingt durch akutes Nierenversagen, Herzinsuffizienz und Volumentherapie. Lebersteifigkeitswerte >18 kPa bei Aufnahme auf die Intensivstation sind mit einer erhöhten Intensiv- und Langzeitletalität assoziiert.

Schlussfolgerung: Die transiente Leberelastografie stellt ein nützliches und praktikables Verfahren zur frühen Untersuchung von Leberfunktionsstörungen von kritisch kranken Patienten bei Aufnahme auf die Intensivstation dar und kann Patienten mit hohem Sterblichkeitsrisiko identifizieren.