Z Gastroenterol 2011; 49 - P336
DOI: 10.1055/s-0031-1285606

Einfluss von Serum oxLDL auf die Infektiosität des Hepatitis C Virus in vitro und in vivo

S Westhaus 1, D Bankwitz 2, C Agné 1, M Luchtefeld 3, B Schieffer 3, MP Manns 1, T Pietschmann 2, S Ciesek 1, 2, T von Hahn 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Germany
  • 2TWINCORE – Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung, Hannover, Germany
  • 3Medizinische Hochschule Hannover, Kardiologie und Angiologie, Hannover, Germany

Hintergrund: Der Zelleintritt des Hepatitis C Virus wird über die vier essentiellen zellulären Rezeptoren CD81, SR-BI, Claudin 1 und Occludin vermittelt. Studien zeigen einen inhibitorischen Effekt des endogenen SR-BI Liganden oxLDL auf die in vitro Infektiosität von HCV Pseudopartikeln. Ziel dieser Arbeit war es, den Effekt von oxLDL auf authentische HCV in vitro und Krankheitsrelevante Parameter in vivo zu charakterisieren.

Methoden: Für die virologischen in vitro Untersuchungen wurde ein auf dem Japanese Fulminant Hepatitis 1 (JFH1)- Isolat basierendes HCV mit einem in das Genom integrierten Luciferase Reporter eingesetzt (Jc1-luc). Die Bestimmung des Serum oxLDL Spiegels erfolgte mit einem kommerziellen ELISA (Mercodia, Uppsala – Schweden).

Ergebnisse: oxLDL zeigt in vitro einen starken Dosis-abhängigen Effekt auf den Zelleintritt verschiedener HCV Genotypen, beeinflusst die Replikation und Produktion neuer Viruspartikel aber nicht. Dieser Effekt scheint weder auf eine kompetitive Verdrängung des Virus von einer Rezeptorbindungsstelle noch auf eine Herunterregulation zellulärer Rezeptoren zurück zu führen zu sein. Eine reduzierte oxLDL-Hemmbarkeit von HCVcc, deren Hüllprotein E2 eine Deletion für die SR-BI-Bindung relevante Hypervariable Region 1 (HVR1) trägt, und eine Wirkung früh im Zelleintrittsprozess weisen jedoch auf einen SR-BI-abhängigen Mechanismus der oxLDL-Hemmung hin. In chronisch HCV-infizierten Patienten zeigte sich aber keine erkennbare Korrelation von Serum oxLDL mit der Viruslast oder anderen Krankheitsrelevanten Parametern. Um zu testen, ob in vivo vorkommendes oxLDL einen inhibitorischen Effekt auf HCV hat, wurde in Seren eines Kollektivs von HBV-positiven/HCV-negativen Individuen die oxLDL Konzentration bestimmt und in vitro Infektionsexperimenten mit Jc1-luc Viren zugesetzt. Hierbei zeigte sich eine moderate inverse Korrelation zwischen Serum oxLDL Level und Infektivität in vitro.

Schlussfolgerung: Der SR-BI-Ligand oxLDL hemmt den Zelleintritt von HCV Partikeln in vitro und auch in Gegenwart von humanem Serum. Eine Korrelation der oxLDL Spiegel in chronisch HCV-infizierten Individuen auf die Viruslast ist nicht nachweisbar. Dennoch scheint in vivo vorkommendes oxLDL einen hemmenden Effekt auf die Infektivität von HCV zu haben.