Z Gastroenterol 2011; 49 - P308
DOI: 10.1055/s-0031-1285579

PNPLA3 (rs738409) 148M/M Homozygosität: ein genetischer Risikofaktor für hepatozelluläre Karzinome bei äthyltoxischer, jedoch nicht bei HCV-assoziierter Leberzirrhose.

C Berger 1, C Luda 1, T Berg 2, M Coenen 1, B Krämer 1, C Körner 1, J Nattermann 1, T Sauerbruch 1, U Spengler 1, HD Nischalke 1
  • 1Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Germany
  • 2Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Germany

Hintergrund: Das PNPLA3-Gen kodiert für ein multifunktionelles Enzym, das den Lipidstoffwechsel im Leber- und Fettgewebe reguliert. Eine Isoleucin-zu-Methionin-Mutation an Position 148 dieses Gens (rs738409) wurde jüngst als entscheidender Faktor für den Grad der Leberschädigung bei alkoholischer und nicht-alkoholischer Steatohepatitis identifiziert.

In der vorliegenden Studie rekrutierten wir Patienten mit alkoholischer und Hepatitis-C-bedingter Leberzirrhose und widmeten uns der Frage, ob der PNPLA3 rs738409 Polymorphismus auch das Risiko für ein hepatozelluläres Karzinom (HCC) beeinflusst.

Methoden: Wir bestimmten die PNPLA3-Allelverteilung von 108 Patienten mit alkoholassoziierter und 164 Patienten mit HCV-bedingter Leberzirrhose. 190 gesunde Freiwillige sowie 103 alkoholbedingte und 82 HCV-infizierte Leberzirrhotiker ohne HCC dienten als Kontrollgruppen. Durch multiple Regressionsanalyse konnten wir den relativen HCC-Risikobeitrag dieser Genvariante im Vergleich zu weiteren, vorbeschriebenen HCC-Risikofaktoren quantifizieren.

Ergebnisse: Die PNPLA3-Genotypverteilung (148I/I, 148I/M, 148M/M) aller Studiengruppen entsprach dem Hardy-Weinberg-Equilibrium. Die Frequenz des 148M-Allels war signifikant (p<0,001) erhöht bei alkoholischer Leberzirrhose mit (50,5%) und ohne HCC (37,4%). Zwischen gesunden Kontrollen (22,9%), HCV-bedingter Leberzirrhose (25,6%) und HCV-assoziiertem HCC (27,7%) unterschied sie sich hingegen nicht wesentlich. Das höchste HCC-Risiko wiesen 148M/M homozygote Patienten mit äthyltoxischer Leberzirrhose auf (Odds ratio (OR)=12,9 versus gesunde Kontrollen, p<0,001). In der multiplen Regressionsanalyse verblieben 148M/M Homozygosität (OR=2,8, p=0,008) und männliches Geschlecht (OR=3,3, p=0,003) als unabhängige HCC-Risikofaktoren bei alkoholischer Zirrhose, wohingegen das HCC-Risiko bei HCV-bedingter Leberzirrhose nur vom Patientenalter (p=0,011) abhing.

Fazit: Der PNPLA3-148M/M-Genotyp ist ein wesentlicher HCC-Risikofaktor bei alkoholischer, jedoch nicht bei HCV-induzierter Leberzirrhose.