Z Gastroenterol 2011; 49 - P246
DOI: 10.1055/s-0031-1285517

Nekrotisierende Fasziitis – Erfahrungen von 63 Patienten

MA Küper 1, R Teichmann 1, R Ladurner 1, K Müller 1, A Königsrainer 1
  • 1Universitätsklinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Tübingen, Germany

Einleitung: Die nekrotisierende Fasziitis ist eine seltene Erkrankung, die gekennzeichnet ist durch rasch fortschreitende Nekrosenbildung im Bereich der Muskelfaszien. Oftmals sind Bagatellverletzungen der Auslöser. Die Mortalitätsrate dieser Erkrankung ist trotz moderner Intensivmedizin weiterhin sehr hoch. Haupttodesursache sind nicht beherrschbare septische Schockzustände mit Multiorganversagen. Die einzige lebensrettende Therapie besteht in einer radikalchirurgischen Nekrosektomie und sofortigen antibiotischen Therapie.

Methodik: In dieser Studie haben wir 63 konsekutive Patienten (34 ♀, 29 ♂) aus unserer Klinik im Zeitraum zwischen 1997 und 2011 retrospektiv analysiert. Hauptaugenmerk wurde dabei auf die primärchirurgische Therapie gelegt. Insbesondere die Anzahl und die Gesamtfläche (abgeschätzt analog der Neunerregel bei Verbrennungen) der notwendigen Nekrosektomien wurden hinsichtlich ihres Einflusses auf das Überleben untersucht. Als möglicher weiterer Prognosefaktor wurden das Alter der Patienten und das Keimspektrum analysiert.

Ergebnisse: Der Altersdurchschnitt der 63 Patienten betrug 59±16 Jahre. Das Alter und das Keimspektrum spielten hinsichtlich Überleben keine Rolle. Die Gesamtmortalität betrug 32,7%. Die Auslöser der nekrotisierenden Fasziitis waren genauso vielfältig (z.B. Ulcus cruris, abdominelle Operationen, Fettabsaugung, i.m.-Spritzen, Katzenbiss, Femurfraktur) wie das Keimspektrum (β-hämolysierende Streptokokken, Darmkeime, P. aeruginosa bis hin zu C. perfringens). Die durchschnittliche Fläche nach dem letzten chirurgischen Debridèment betrug 16,2±7,5% der Körperoberfläche (KOF). In der Gruppe der Verstorbenen war die Wundfläche signifikant geringer als bei den Überlebenden (13,2±6,7% vs. 17,2±7,5%; p=0,03) bei signifikant erhöhter Zahl der Nekrosektomien (3,5±2,1 vs. 2,3±1,5; p=0,02). Die überwiegende Anzahl der überlebenden Patienten konnte mittels einer Spalthauttransplantation plastisch gedeckt werden.

Schlussfolgerung: Das Alter der Patienten war kein Risikofaktor für eine erhöhte Mortalität. Die kleinere Wundfläche der verstorbenen Patienten, verbunden mit der höheren OP-Zahl lässt darauf schließen, dass die Überlebenschancen vor allem abhängig sind von einer primär möglichst radikalen Nekrosektomie.