Z Gastroenterol 2011; 49 - P206
DOI: 10.1055/s-0031-1285478

Lebendnierenspende nach dem Mondkalender – alles Unsinn?

A Kleespies 1, M Mikhailov 2, PN Khalil 3, S Pratschke 1, WE Thasler 1, M Rentsch 1, KW Jauch 1, MK Angele 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Chirurgie, Klinikum der Universität München – Grosshadern, München, Germany
  • 2Institut für Biomolekulare Optik, Fakultät für Physik, Ludwig-Maximilians-Universität, München, Germany
  • 3Klinik und Poliklinik für Chirurgie, Klinikum der Universität München – Innenstadt, München, Germany

Einleitung: Der Glaube an astrologische Einflüsse auf die Qualität von chirurgischen Operationen nimmt zu und führt zur Verunsicherung von Patienten und Personal. Insbesondere bei großen planbaren Operationen, wie im Falle der Lebendspende-Nierentransplantation (LS-NTx), wird von einigen Patienten die Berücksichtigung von Mondphasen bei der OP-Terminierung gefordert.

Ziele: Ziel unserer Studie war die Evaluation der kurz- und langfristigen Ergebnisse nach LS-NTx in Korrelation zum Mondzyklus.

Methodik: Zwischen 1994 und 2009 wurden n=278 LS-NTx durchgeführt. Die Analyse der demographischen und operativen Daten, Morbidität, Mortalität, Abstoßungskrisen, Organfunktion sowie des Patienten- und Transplantatüberlebens erfolgte anhand einer prospektiven Datenbank. Alle Operationen wurden anhand eines elektronischen Mondkalenders den vier Mondphasen (NM, ZM, VM und AM) zugeordnet und multivariat analysiert.

Ergebnisse: Von 278 Patienten waren 192 (69%) männlich. Das mediane Patientenalter und die Nachsorge betrugen 42 bzw. 8,2 Jahre. Die Transplantationen waren gleichmäßig über den Mondzyklus verteilt: NM 17(6%), ZM 127 (46%), VM 22 (8%) und AM 112 (40%). Das präoperative Risikoprofil der Patientengruppen war vergleichbar. Die durchschnittliche OP-Zeit und der Krankenhausaufenthalt betrugen 160min. bzw. 18 Tage und waren in allen Gruppen konstant. Es zeigten sich keine Unteschiede hinsichtlich der chirurgischen Komplikations- und Revisionsrate (19,4%, 18,0%), einer verzögerten Transplantatfunktion (9,4%), Abstoßungskrisen (20,1%) und Spätkomplikationen (9,7%). Das Patienten- (98,9%, 93,9%, 92,4%) und Organüberleben (97,5%, 92,4%, 86,3%) nach 1, 5 und 10 Jahren war gut und auf alle Zyklusphasen gleichmäßig verteilt.

Schlussfolgerung: In der vorliegenden Studie zeigte sich kein signifikanter Einfluss des Mondzyklus auf den intra- und postoperativen Verlauf, das Patientenüberleben und die Organfunktion nach LS-NTx. Empfehlungen bzgl. der OP-Terminierung können somit anhand eines Mondkalenders nicht gegeben werden. Diese Daten könnten im Gespräch mit verunsicherten Spendern, Empfängern und Mitarbeitern vor geplanter LS-NTx hilfreich sein. Bei organisatorischer Machbarkeit sollte jedoch ein diesbezüglich ausgeprägter Patientenwunsch dennoch berücksichtigt werden.